Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds unterstützt 135 neue deutsch-tschechische Projekte mit Fördermitteln von knapp einer Million Euro. Auch die Förderung von Projekten zugunsten der Ukraine wurde verlängert.

Am 26. Juni 2022 bewilligte der Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds für 135 neue deutsch-tschechische Projekte Fördermittel in Höhe von insgesamt 940.785 Euro (ca. 23,2 Millionen Tschechische Kronen). Auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer besuchte die Verwaltungsratssitzung während seiner Prag-Reise. Ein Großteil der Projekte stammt von nichtstaatlichen Organisationen und behandelt das Thema Erinnerungsarbeit. Dafür hatte der Zukunftsfonds ein Sonderförderungsprogramm Anfang des Jahres ausgeschrieben. „Die Resonanz auf dieses Sonderförderungsprogramm zeigt, dass der Fonds damit einen wichtigen Impuls für die Erinnerungsarbeit gesetzt hat. Viele Organisationen aus diesem Bereich kämpfen mit Unterfinanzierung und stehen zugleich vor der schwierigen Herausforderung, nach neuen Wegen und Formaten für ihre Arbeit suchen zu müssen, da die letzten Zeitzeugen nach und nach sterben“, betonen die beiden Co-Vorsitzenden des Verwaltungsrats, Rita Hagl-Kehl und Jindřich Fryč. Zudem wurde die Förderung vieler Projekte bewilligt, welche sich mit dem diesjährigen Jahresthema „Veränderte Welt-wie gehen wir damit um?“ befassen.

Neue Projekte gegen das Vergessen

Eines der Projekte aus dem Bereich der Erinnerungsarbeit stammt von der Prager Organisation „ROMEA“. Um jungen Menschen den Holocaust an den Sinti und Roma und die Gefahren von Antiziganismus in anschaulicher und verständlicher Form zu vermitteln, entwickelten sie ein virtuelles Modell, welches die Realität im ehemaligen Roma-Konzentrationslager Lety simuliert und erklärt. Gemeinsam mit dem Berliner Verein „RomaTrial“, welcher sein pädagogisches Knowhow bei der Vermittlung des Holocaust einbringt, möchte „ROMEA“ das Modell im Rahmen mehrerer Workshops weiterentwickeln. Das endgültige Ziel ist es, eine deutsche und englische Version des virtuellen Modells zu kreieren und im Schulunterricht einzusetzen.

Auch ein Projekt des Vereins „Chodsko žije!“, wird vom  Zukunftsfonds bezuschusst. Der Verein plant, auf dem Marktplatz von Taus (Domažlice) ein Zentrum zu der Geschichte der Region Chodenland (Chodsko) und der Grenzländer Deutschland und Tschechien aufzubauen. Das Ziel des Projektes ist es, bei den Bewohnern des Grenzgebiets ein Bewusstsein für sensible Kapitel der gemeinsamen Geschichte von Mitte des 19. Jahrhunderts bis Ende des 20. Jahrhunderts zu schaffen. Auch soll es die Verbundenheit mit der Region festigen und Raum für ein gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen geben. Dafür organisiert der Verein unter anderem auch Ausstellungen, Vorträge, Filmvorführungen oder Exkursionen. Zudem soll die gemeinsame Geschichte durch Einbeziehung von Zeitzeugen und Experten auf interessante Weise an die Schulen gebracht werden, zum Beispiel durch Projekttage zwischen Partnerschulen an der Grenze.

Sonderförderungsprogramm zugunsten der Ukraine verlängert

Zusätzlich zu den vom Verwaltungsrat bewilligten Projekten hat der Zukunftsfonds die Sonderförderungsprogramme „Re-Start“ und „Gemeinsam der Ukraine helfen“ verlängert, wodurch etwa zwei Dutzend deutsch-tschechische Projekte unterstützt werden. Insbesondere Projekte, die der Hilfe für die Ukraine und ihre Bürger gewidmet sind, stehen seit Kriegsbeginn im Mittelpunkt der Förderung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Eines dieser Projekte stammt von den Vereinen „Zenárna“ aus Kuttenberg (Kutná Hora) und „EUROPA MAIDAN Leipzig e.V.“. Um Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine den Umgang mit ihren Traumata zu erleichtern, veranstalten sie kunsttherapeutische Workshops an verschiedenen Orten in Kuttenberg, wo sich eine der größten Flüchtlingsunterkünfte Tschechiens befindet. Beim Zeichnen, Modellieren mit Ton oder Arbeiten mit Keramik können sie sich in nonverbaler Form mit ihren traumatischen Erlebnissen auseinandersetzen.

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds fördert seit 1998 gezielt Projekte, welche die Menschen in Deutschland und Tschechien zusammenführen und Einblicke in die Lebenswelten, die gemeinsame Kultur und Geschichte ermöglichen. Insgesamt stellte der Zukunftsfonds bis jetzt rund 70 Millionen Euro für über 12.000 Projekte zur Verfügung.

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