Roman Klinger hat in Nixdorf das Osterreiten wiederbelebt und Weihnachtskrippen gerettet. Dafür erhält er in diesem Jahr den Förderpreis für Volkstumspflege der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
Der Kulturelle Förderpreis für Volkstumspflege der Sudetendeutschen Landsmannschaft geht in diesem Jahr an einen Vertreter der deutschen Minderheit in Tschechien. Mit Roman Klinger aus dem nordböhmischen Nixdorf (Mikulášovice) wurde ein junger Mann ausgewählt, der sich seit Langem in vielfältiger Weise um die Bewahrung der Traditionen der deutschsprachigen Bevölkerung verdient gemacht hat. Selbst Urenkel des letzten Vorsitzenden des örtlichen Osterreitervereins initiierte er 2011 eine Neuauflage des Osterreitens, das seitdem jedes Jahr stattfindet. Das heute vor allem als sorbische Tradition gepflegte Reiten in der Oberlausitz war bis zur Angliederung des Sudetenlands an das Deutsche Reich 1939 auch eine Tradition im damals vorwiegend deutsch besiedelten böhmischen Niederland.
Als begeisterter Liebhaber von Weihnachtskrippen pflegt er auch die Erinnerung an das Böhmische Niederland als einstiges Zentrum des Krippenbaus. Er kümmerte sich um die Kirchenkrippe von Lobendau (Lobendava) und stellte sie regelmäßig aus. Später gelang im der Rückkauf der einstigen Kirchenkrippe von Nixdorf, die über Jahre verschollen war. Klinger baut die Krippe seit 2018 in der Kirche auf und ließ Figuren, die verloren gegangen waren, auf eigene Kosten neu anfertigen. Mit Unterstützung des Krippenvereins Schirgiswalde wurden zudem eine neue Krippenlandschaft und ein neuer Hintergrund gefertigt. Klinger kümmert sich auch um den Erhalt der Kirche in Nixdorf und hat wesentlich zur Rettung der Kirchenorgel beigetragen, für die er seitdem regelmäßig Orgelkonzerte organisiert.
Das Preisgeld ist schon verplant
Roman Klingers Eltern sind beide deutsche Heimatverbliebene. Seine Familie gehörte zu den rund 500 Deutschen, die 1945 nicht vertrieben wurden. Sein Urgroßvater war ein gefragter Fachmann im hiesigen Messerwerk. Seine Großeltern brachten ihm nicht nur Deutsch bei. Sie haben auch dafür gesorgt, dass Klinger zugleich Nixdorfer Dialekt sprechen kann. Befragt, was er mit dem Preisgeld von 1000 Euro anfangen wird, zitierte er seine Eltern: „Davon werden wohl sicher wieder einige neue Figuren für die Kirchenkrippe geschnitzt.“
Die Kulturellen Förderpreise werden in diesem Jahr bereits zum 40. Mal vergeben. Sie sind mit 1000 Euro dotiert. Neben der Kategorie Volkstumspflege werden Preisträger in den Kategorien Musik, Bildende Kunst und Architektur, Literatur und Publizistik, Wissenschaft sowie Darstellende und Ausübende Kunst. Ihre Empfänger dürfen in der Regel höchstens 35 Jahre alt sein. Sie müssen entweder aus der sudetendeutschen Volksgruppe stammen oder einen bedeutenden Beitrag für diese geleistet haben. „Mit den Förderpreisen zeichnet die Sudetendeutsche Landsmannschaft Persönlichkeiten aus, die künftig außergewöhnliche Leistungen auf den Gebieten Bildende Kunst und Architektur, Literatur und Publizistik, Musik, Wissenschaft sowie Volkstumspflege erhoffen lassen“, heißt es in einer Presseaussendung.
Die Auszeichnung geht regelmäßig auch nach Tschechien
Vor einem Jahr hatte der Lehrer Martin Rak aus Teplitz-Schönau (Teplice) den Förderpreis für Volkstumspflege gewonnen. Er stammt aus einer deutsch-tschechischen Familie. In der Kategorie Literatur und Publizistik wurde die tschechische Publizistin Veronika Kupková ausgezeichnet. Zu früheren Preisträgern zählen unter anderem Sandra Kreissl, Anna Habánová, Jan Heinzl, Kateřina Tučková, Irene Kunc und die Kindervolkstanzgruppe aus Mährisch Trübau.
Neben Roman Klinger werden in diesem Jahr auch die Fotografin Carina Feneis (Bildende Kunst und Architektur), die Musikerinnen Elisabeth und Stefanie Januschko (Darstellende und ausübende Kunst), der Musiker Michael Essel (Musik), der Medienwissenschaftler Justus Haufe und die Musikwissenschaftlerin Louisa Diederichs (Literatur und Publizistik) und die Lehrerin Samantha Wehr (Wissenschaft). Die feierliche Übergabe findet am Samstag im Sudetendeutschen Haus in München statt.
Alljährlich vergibt die Sudetendeutsche Landsmannschaft zum Sudetendeutschen Tag zudem Kulturpreise. So wurde im vergangenen Jahr der langjährige Direktor des Museums Komotau (Chomutov) Stanislav Děd mit dem Sudetendeutschen Volkstumspreis ausgezeichnet.