Der Ausblick vom Spielberg. Hinten sieht man die Domkirche auf dem Petrov-Hügel thronen. Bild: Jasmin Apel

Letztes Wochenende fand unsere Medienwerkstatt in Brünn (Brno) statt. Unsere Landesbloggerin Jasmin beschreibt ihre Erlebnisse bei ihrem ersten Besuch in der zweitgrößten Stadt Tschechiens.

Schon vor unserer Fahrt nach Brünn haben mir einige Leute erzählt, dass sie die Stadt nur bei Regen kennen. Letztes Wochenende fand im örtlichen deutschen Begegnungszentrum eine Medienwerkstatt statt, für Autoren des LandesEcho und des Karpatenblatts – also auch für mich. Als wir ankamen, war es zwar nur kalt, aber der Regen ließ nicht lange auf sich warten und war auch die nächsten Tage nicht gewillt zu stoppen. Da ich die letzten Wochen im warmen Prag verbracht hatte, rechnete ich mit diesem Wetterwechsel nicht und war dafür definitiv falsch angezogen.

Hotel-Tipps

Der Trip begann auch sonst sehr gut. Nämlich damit, dass ich im Hotel das Licht nicht an bekommen habe. Es dauerte ein wenig, bis ich das Rätsel lösen konnte und herausfand, warum das Betätigen des Lichtschalters nicht das gewünschte Ergebnis brachte. Während ich versuchte, das Problem zu beheben, kam mir die Idee, in meinem nächsten Landesblog eine kleine Serviceleistung zu liefern: Eine Zusammenfassung aller wichtigen Punkte für Menschen, die genauso selten in Hotels sind wie ich. 

Im Zimmer war ein Fenster mit Blick auf den Balkon. Aber denkt bloß nicht, dass das Fenster ganz aufging, um auf den Balkon rauf zu gehen. Das wäre ja auch lächerlich. Wozu gibt es Balkone denn. Bild: Jasmin Apel

Natürlich kann man auf all diese Tipps auch von selbst kommen, ich habe es ja anscheinend auch geschafft. Trotzdem einmal zum Mitschreiben, da es einem nie erklärt wird:

Tipp Nummer 1: Neben der Tür ist ein kleines Gerät mit einem Schlitz. Da muss die Karte rein, dann fangen die Lampen im Zimmer auch an zu leuchten. Meiner Meinung nach eine fragwürdige Erfindung. Verleitet das nicht viel eher dazu die Karte an diesem Ort zu vergessen?

Tipp Nummer 2: Bin ich die einzige Person, die bei einem dreitägigen Aufenthalt keinen Zimmerservice möchte? Die Vorstellung von anderen Leuten an meinen Sachen und einer dementsprechend offenen Zimmertür behagt mir einfach nicht. Dafür gibt es die tollen „Bitte nicht stören“-Schilder. Oder auf Tschechisch: „Nerušte prosím“.

Tipp Nummer 3: Meistens findet man in einem der Schränke einen kleinen Tresor. Den zu verwenden ist wahrscheinlich nie falsch. Wenn man sich die Nummer merken kann. Als ich ein Kind war, dachte ich einmal, ich hätte eine Mikrowelle im Zimmer gehabt. Als die Tochter meiner Zimmernachbarin kam und wir darin etwas zu essen machen wollten, mussten wir feststellen, dass dem leider nicht so war. Sieht sich aber schon ähnlich aus.

Für den vierten Punkt habe ich extra nochmal recherchiert: Man kann in Tschechien Trinkgeld auf das Kopfkissen seines Bettes für den Zimmerservice legen. In anderen Ländern wie Japan oder China wurde mir schon gesagt, dass die Leute sich dadurch manchmal beleidigt fühlen, aber hier scheint man seinen ganzen deutschen Charme versprühen zu dürfen.

Nun aber wirklich zu Brünn selbst

Eines meiner Highlights war der Brünner Krautmarkt (Zelný Trh) bei Nacht. Dieser hat mich ein bisschen an die Hamburger Sternschanze erinnert. Dabei handelt es sich um ein alternatives Barviertel in dem sich Abends viele Menschen zwischen 20 und 30 Jahren versammeln. Dabei sitzen und unterhalten sie sich in den Bars oder stehen draußen an den Kiosken und sorgen somit für eine angenehme Abendstimmung in den Straßen der Hafenstadt. Die Leute auf dem Brünner Marktplatz waren zwar teilweise älter, aber verteilten sich ebenfalls über die ganze Straße in kleinen und größeren Gruppen. Das war eine tolle Atmosphäre. 

Als ich das Viertel entdeckte, war ich eigentlich auf dem Weg zur St.-Peter-und-Paul-Kathedrale (Katedrála sv. Petra a Pavla). Hier hat es sogar einmal aufgehört zu regnen. Durch die Dunkelheit konnte man aber leider nicht sehr viel vom Tal erkennen, obwohl man auf einem Berg stand. Die Kathedrale selbst war beleuchtet und sah dafür umso schöner aus.

Am Sonntag bin ich auf den Spielberg gewandert. Die alte Burg (Hrad Špilberk) auf der Spitze krönt den höchsten Punkt der Stadt. Hier hat der Ausblick den dauerhaft grauen Himmel wettgemacht. Durch das lange Bergauf-Stampfen ist mir sogar mal warm geworden. Nur zu empfehlen. Zur Belohnung konnte ich schließlich durch den Park drumherum gehen, der ausschließlich bergab verlief. Auch dieser Ausflug hat mich an Hamburg erinnert. Es gab nämlich dauerhaften Nieselregen. Zu wenig, um einen Schirm zu benutzen, aber doch zu viel, um ohne trocken zu bleiben. Ansonsten war es wirklich schön, dass sich all diese Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen ließen. Aufgrund der vielen Berge lässt sich das Ganze sogar als Sporteinheit werten.

 

Die alten Regenwasser-Systeme begeistern mich jedes Mal wieder aufs Neue. Warum haben wir heutzutage nur noch langweilige Regenrinnen am Haus? Bild: Jasmin Apel

 

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