Ein flaches Gebäude, ein paar Container und zwei große Masten, viel mehr ragt nicht aus dem vereisten Boden der James-Ross-Insel. Mit seinen 2400 Quadratkilometern ist das Eiland an der nordöstlichen Spitze der Antarktischen Halbinsel im Weddell-Meer etwa viermal so groß wie der Bodensee. Benannt ist es, wie unter anderem auch das Ross-Nebengebiet, das Rossmeer und das Ross-Schelfeis, nach dem britischen Seefahrer James Clark Ross, der die Insel 1843 bei einer Expedition entdeckt hatte.
Nach der Entdeckung und späteren Vermessung durch schwedische Forscher, blieb die Insel für längere Zeit eine wenig beachtete Einöde. 2003 grub dann ein Team amerikanischer Geologen und Paläontologen einen der wenigen Ureinwohner der Antarktis hier aus, doch außer dem Echsenbeckendinosaurier vor einigen Jahrmillionen und einigen Abenteurern in den letzten knapp 200 Jahren blieb die Insel einsam. Das sich heute dort befindende Gebäude mit seinen Außenstrukturen ist relativ neu. Genauer gesagt feiert die Anlage gerade ihren zehnten Geburtstag.
Auf 63°48‘02“ Süd und 57°52‘57“ West wurde am 27. Februar 2007 dieses Areal nach einer relativ kurzen Bauzeit feierlich der Masaryk Universität Brünn übergeben, die hier ihre Polarforschungsstation einrichtete. Benannt wurde die Station nach einem der bedeutendsten Brünner Wissenschaftler: Johann Gregor Mendel. Für Erbsen ist es hier zwar etwas zu kalt, für Polarforschung ist dies jedoch ein perfekter Ausgangspunkt.
Seit ihrer Inbetriebnahme ist diese eisige Außenstelle der Uni Brünn in der Saison jeweils von etwa 15 Wissenschaftlern und Technikern bewohnt. Sie erforschen hier aber nicht nur die Antarktis selbst, sondern auch zum Beispiel Klimaveränderungen und die Belastbarkeit von Materialien unter Extrembedingungen. Zudem dient die Basis als Start- und Zielpunkt für Expeditionen in das ewige Eis.
Die Forschungsstation bezieht ihre Energie hauptsächlich aus Dieselgeneratoren, die jedoch von Windrädern und 96 Solarzellen gestützt werden, so dass bei günstigen Witterungsverhältnissen auf die umweltfreundlicheren Alternativen umgestellt werden kann. Eine Filteranlage reinigt Gletscherwasser, das einem nahen Fluss entnommen wird, für den täglichen Gebrauch und das Abwasser wird in einer eigenen Kläranlage gesäubert. Damit ist die Mendel-Station eine der umweltverträglichsten Basen auf dem südlichsten Kontinent.
In der derzeit endenden Forschungssaison lebten 17 Forscher in der Station. Die letzten vier Mitglieder dieser Forschungsexpedition werden die Station voraussichtlich Anfang März verlassen. Sie werden – wenn die Wetterverhältnisse es gestatten – an Bord des chilenischen Eisbrechers Contraalmirante Oscar Viel Toro, der regelmäßig in den Gewässern der Antarktis patrouilliert, wieder in wärmere Gefilde zurückkehren.
Weitere Informationen zur Johann Gregor Mendel-Station und zur Antarktisforschung der Masaryk Universität finden Sie auf den offiziellen Seiten der Hochschule (CZ, EN): hier.
{flike}