Illustration: C mit Häkchen und horizontal und vertikal gespiegeltes C mit Zirkumflex

Im Rahmen einer allgemeinen Vereinfachung der Europa-internen Kommunikation hat die Europäische Kommission beschlossen, Diakrite und Sonderzeichen der Sprachen ihrer Mitgliedsländer anzugleichen.

Dabei gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das sind gute Nachrichten etwa für Deutschland und Frankreich, die ihre Sonderzeichen wohl ohne Abstriche behalten dürfen. Neumitglieder wie Tschechien und Polen hingegen müssen nun um ihre Schriftspezifika bangen.

Die Polen fürchten besonders den Verlust des prototypischen L mit Schrägstich „Ł, das seit dem 16. Jahrhundert für die polnische Schriftsprache belegt ist. Weniger bekannt, aber ebenso betroffen, wären auch die Schriften der Sorben, Kaschuben und auch der Venezianer, die den Buchstaben in ihren Alphabeten nutzen, aber nicht an den Verhandlungstisch gebeten wurden. Sollte der Beschluss der Kommission ratifiziert werden, würden paradoxerweise nur noch die latinisierten Schriftsprachen einiger nordamerikanischer Indianerstämme diesen Buchstaben nutzen können.

Für die tschechische Schriftsprache geht es hauptsächlich um den „háček“, das Häkchen. Betroffen wären hier aber auch Slowakisch, Sorbisch, Slowenisch und Kroatisch. Auch Bosnien verwendet dieses diakritische Zeichen, das in der Fachsprache auch Caron genannt wird, ist dank seiner Nichtmitgliedschaft in der Europäischen Union zunächst noch vor der Anpassung geschützt.

Jetzt hofft man in Tschechien vor allem auf Finnland. Das Finnische nutzt das Häkchen in Lehnwörtern und könnte somit Zünglein an der Waage spielen. Finnland ist bereits seit 1995 Mitglied der Europäischen Union und gilt somit als eines der „älteren Länder“ am Verhandlungstisch. Sollten die Finnen auf dem Häkchen bestehen, könnte es wohl noch einmal davonkommen.

Im Falle eines finnischen Einknickens geht man in Prager Regierungskreisen davon aus, dass der vor allem im Französischen gebräuchliche Zirkumflex, also ein umgedrehtes Häkchen, den „háček“ ablösen würde. „Im Gegensatz zum háček gibt es den ‚accent circonflexe‘ auf allen Tastaturen – auch auf tschechischen“, gab der Sprachenbeauftragte der Regierung, Karel Čmáral, zu bedenken. Ob er sich demnächst als Karel Ĉmáral wird vorstellen müssen, werden die nächsten Monate zeigen.

{flike}

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.