Nach einer schwierigen, fast dreijährigen Restaurierung wird der Kachelofen des Bildhauers und Keramikers Willy Ruß ab Donnerstag wieder im Egerer Museum zu sehen sein. Der Ofen, der während des Zweiten Weltkriegs zwischen 1941 und 1944 im Auftrag des damaligen „Museums für Volkskunde“ in Eger (Cheb) entstand, bildet dort die Grundlage des ethnographischen Teils der Dauerausstellung.
Fasching, traditionelle Mai-Feiern, Weihnachten oder persönliche wichtige Ereignisse im Leben der Menschen wie die Taufe oder Hochzeit, der historische Ofen des Bildhauers Willy Ruß möchte mit seinen kunstvollen und mit liebevollem Detail gestalteten figurativen Elementen auf den Kacheln das Leben im Egerland darstellen. Der Kachelofen ist Bestandteil der ethnographischen Abteilung im Museum von Eger und ab Donnerstag, den 10. November 2022, nach einer fast dreijährigen Restaurierung wieder zu sehen.
Bewegte Geschichte des Ofens
Die Geschichte des Kachelofens sei genauso bewegt wie die Geschichte des Egerlandes, schreibt das Egerer Museum (Muzeum Cheb) auf seiner Website. Geschaffen hat den Kachelofen der Bildhauer und Keramiker Willy (eigentlich Willibald) Ruß zwischen 1941-1944 im Auftrag des damaligen „Museums für Volkskunde“ in Eger. Die Ideengeber für den Ofen waren der Ethnograf, Philologe und Pädagoge Josef Hanika, ab 1942 Leiter des „Instituts für Volkskunde Böhmens“ der Reinhard-Heydrich-Stiftung*, und Heribert Sturm, damaliger Leiter des Museums in Eger (einer der späteren Mitbegründer des Collegium Carolinum). Die beiden waren es auch, die eben jene Motive für den Kachelofen auswählten, die Willy Ruß anschließend künstlerisch umsetzte. 1944 schloss Ruß die Arbeiten an dem Ofen ab, welcher aber aufgrund der Bombengefahr bis zum Ende des Krieges in seinem Atelier verblieb.
In den Jahren nach dem Krieg blieben Versuche des Egerer Museums, den Ofen öffentlich auszustellen zunächst erfolglos. Erst ab 1952 wurde der Ofen im Bezirksmuseum auf der Burg Elbogen (Loket) gezeigt, im Jahr 1972 aber wegen seiner „ideologischen Belastung“ wieder von dort entfernt. Daraufhin war der Ofen eigentlich zur „Verschrottung“ vorgesehen, durch Zufälle blieb er jedoch erhalten und kam in den 1980er Jahren zurück nach Eger. Im dortigen Museum, seinem ursprünglich angedachten Ort, war der Ofen nach einer Restaurierung ab 1993 der Öffentlichkeit zugänglich.
Fast dreijährige Restaurierung
Im Februar 2020 beschloss man, den Ofen erneut grundlegend zu restaurieren und man brachte ihn ins Atelier der Künstlerin Sylva Antona Čekalová. Aufgrund des komplizierten Restaurierungsprozesses sowie durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie musste der ursprüngliche Termin für die Rückkehr des Ofens verschoben werden, sodass es fast drei Jahre dauerte, ihn wieder der Öffentlichkeit präsentieren zu können.
Nun ist der historische Ofen zurück an seinem angestammten Platz und wird am Donnerstag, den 10. November 2022, um 17 Uhr feierlich im Museum Eger enthüllt.
Restaurator Michal Raušer bei der Arbeit am Kachelofen. Video: Facebook
* Der Zweck der 1942 zwei Monate nach Heydrichs Tod nach einem Attentat ins Leben gerufenen Reinhard-Heydrich-Stiftung war die „Erforschung der völkischen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Böhmens und Mährens sowie der Völker im ost- und südosteuropäischen Raum“ dienen. Die Stiftung sollte damit die theoretischen und „wissenschaftlichen“ Grundlagen für die Germanisierung und Kolonisierung Osteuropas schaffen.