In der Tschechischen Republik steigt die Zahl der Coronainfizierten wieder an, Experten fürchten eine Sommerwelle aufgrund der hochansteckenden Varianten BA.4 und BA.5. Das Gesundheitsministerium schließt flächendeckende Einschränkungen allerdings aus.
Auch in Tschechien war das Corona-Virus nie weg. Die rückläufigen Infektionszahlen und niedrige Hospitalisierungsraten sowie die komplette Aufhebung der Corona-Maßnahmen sorgten allerdings dafür, dass es weitestgehend aus den Schlagzeilen und dem Alltagsleben verschwand. Dazu kam Russlands Überfall auf die Ukraine. Nun nehmen in der Tschechischen Republik die dritte Woche in Folge die Infektionszahlen zu, über die Hälfte der Infektionen sind mit der neuen Variante BA.4 und BA.5.
Zehnmal ansteckendere Omikron-Variante
In dieser Woche überschritt die Zahl der Neuinfektionen erstmals wieder die Tausender-Marke, die Zahl der Krankenhauseinweisungen stieg leicht an. Damit kommt die Sommerwelle auch in Tschechien an. Diese Entwicklungen seien zu erwarten gewesen, da sie in westeuropäischen Ländern wie Portugal bereits zu beobachten gewesen seien, erklärte der Epidemiologe Petr Smejkal gegenüber dem tschechischen öffentlich-rechtlichem Rundfunk (Česká televize). Grund hierfür sei die neue Untervariante von Omikron, BA.5. Sie könne bis zu zehnmal ansteckender sein, so der Epidemiologe. Da der größte Teil der Bevölkerung allerdings geimpft oder genesen sei und so über Antikörper verfüge, könnten die Folgen der Sommerwelle milder ausfallen.
Schwerer Herbst durch Covid und Influenza zu erwarten
Ladislav Dušek, Direktor des Instituts für Gesundheitsinformation und -statistik (IHIS), erklärte gegenüber Česká televize, dass im Herbst wieder gegen Covid-19 geimpft werden müsse. „Die Aufgabe im Herbst wird es sein, relativ zügig zwei Millionen Senioren und 500.000 chronisch Schwerkranke zu impfen“, so Dušek. Zu diesem Zeitpunkt könnte bereits eine Impfung speziell für die Omikron-Variante verfügbar sein. Epidemiologe Jan Kynčl warnte vor der Gefahr von zwei Epidemien gleichzeitig. Er rechnet mit einem Aufeinandertreffen von Corona und Influenza, gegen welche sich in Tschechien nur ein Fünftel der Senioren und sieben Prozent der Gesamtbevölkerung regelmäßig impfen lassen würden. In Tschechien kommt es im Durchschnitt jährlich zu 1.500 Todesfällen durch die Grippe, bei einer schwereren Grippeepidemie kann die Zahl der Todesfälle die Fünftausend übersteigen.