Schmidts Kater Lojzl. Zeichnung: Jiří Bernard

Čauky mňauky, allerseits! Mein Leben als tschechischer Kater bei meinem deutschen Butler steht vor einer jähen Wendung. Die wird tiefgreifende Folgen für mein weiteres Dasein auf dieser schönen Erde haben. Aber sie ist auch für die regelmäßigen Leser dieser Kolumne wichtig genug, um hier darüber quasi offiziell zu informieren.

Ganz gewiss wird sich meine Leserin oder mein Leser K. J. aus Schönlinde (Krásná Lípa) diese Information merken, die/der mir dankenswerterweise auf einer hübschen Karte alles Gute zum Neuen Jahr gewünscht hat. Sie/Er hat die Karte an „Kater Lojzl bei Hans-Jörg Schmidt“ geschickt. Da K. J. wohlerzogen ist, wird sie/er mir auch für das Jahr 2023 alles Gute wünschen wollen. Dafür muss sie/er sich am besten schon jetzt etwas im Hinterkopf abspeichern: Meinen neuen Namen.

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Ja, Sie haben richtig gelesen, ich werde meinen Namen ändern! Das hat einen einfachen Grund: Mein Butler, der Herr Schmidt, hatte mir den Namen „Lojzl“ mit „j“ und „z“ verpasst, weil mich diese Buchstabenfolge aus der langen Reihe der tschechischen „Loisls“ herausstechen lassen sollte. Der Herr Schmidt verlegte sich auf seine expressionistische Schreibweise, weil er sich sicher war, dass mein Leben an der Seite eines deutschen Dosenöffners nicht so leicht sein werde. Man kennt ja die allgemein vorherrschende Dominanz der Deutschen gegenüber anderen Völkern. Mein Butler wollte mir kleinem Hascherl von Beginn an – quasi als Ausgleich – mit meinem ungewöhnlichen Namen ein Höchstmaß an Selbstbewusstsein auf meinen schweren Lebensweg geben. Ein „Lojzl“, so sagte er sich in guter Absicht, werde mich gleich „auf Augenhöhe“ mit ihm heben.

Doch daran erkennt man nur, dass der Herr Schmidt mich unterschätzt hat. Nicht nur als Weltenbeherrscher und Gourmet, sondern auch als Literat. Und jüngst kam er überhaupt nicht mehr aus dem Staunen heraus, als ich ihm eine von der Nasen- bis zur Schwanzspitze locker 25 Zentimeter lange Ratte auf der Terrasse kredenzte, nachdem ich meine Reißzähne in deren Nacken geschlagen und sie auf diese Weise  waidgerecht gemeuchelt hatte.

Wer solche Erfolge in freier Wildbahn feiert, dem mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. Der braucht auch keinen extra starken Namen. Mit  anderen Worten, ich will künftig ein normaler „Loisl“ genannt  werden.

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Nun könnte man sagen, ok, der Herr Schmidt hat das verstanden und wird sich künftig daranhalten. So einfach ist das aber nicht. In einer ordentlichen Bürokratie wie der unsrigen muss auch alles seinen bürokratischen Gang gehen!

Ich habe mich deshalb kundig gemacht, was ich alles tun muss, um meinen neuen Namen auch offiziell tragen zu dürfen. Und das ist ein ganzer Rattenschwanz, um nochmal an meinen Jagderfolg zu erinnern. Ich muss zuerst schriftlich einen begründeten Antrag auf Namensänderung auf der für die Matrikel zuständigen Behörde meines 4. Prager Stadtbezirks stellen. In meinem Fall ist das glücklicherweise nicht ganz so kompliziert. Es muss deshalb nicht extra eine mehrköpfige Bewilligungskommission tagen, um meinen Fall zu prüfen. Schon eine einzige Matrikel-Beamtin versteht schließlich die Beweggründe für meinen Wunsch. Komplizierter läge mein Fall, wenn ich bisher „Minkoš“ heißen würde und jetzt erpicht auf „Minka“ wäre. Aber welcher Kater möchte schon wie ein Mädchen heißen.

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Manche Änderungswünsche sind derart kompliziert, dass dafür seit Jahrzehnten die oberste tschechische Namenswächterin PhDr. Miloslava Knappová den Daumen heben oder senken muss. Obwohl die Dame schon 85 Jahre alt ist, gilt nach wie vor ihr Urteil als entscheidend.

Immerhin mache ich ihr mit meinem Wunsch keinerlei Arbeit. Aber auf mich wartet nach der Anerkennung meiner Bitte reichlich davon. Ich muss mir beispielsweise neue Visitenkarten drucken lassen und brauche auch funkelneue Gold- und Platinkarten von American Express. Vor allem aber muss ich meinen neuen Namen schreiben üben. Melde mich also erst in einem Monat wieder! Vielleicht schon als Loisl. Čauky mňauky!

?(Noch) Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt ??

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