Seit 25 Jahren koordiniert Tandem den Deutsch-Tschechischen Jugendaustausch. Das Koordinierungszentrum mit Sitz in Regensburg und einem Partnerbüro in Pilsen bekommt 2023 mit der Initiative „Austausch macht Schule“ Zuwachs, der auch die deutsch-tschechische Partnerschaft bereichern soll.
Zusammen mit Tobias Bütow vom Deutsch-Französischen Jugendwerk ist Kathrin Freier-Maldoner, Leiterin von Tandem, die neue Sprecherin der Initiative „Austausch macht Schule“. Zudem wird im nächsten Jahr die Geschäftsstelle der Initiative zu Tandem nach Regensburg verlegt. Damit erhält der Deutsch-Tschechische Jugendaustausch, der stark unter der Pandemie gelitten hat, eine dringend notwendige Stärkung.
Allen Schülern den Austausch ermöglichen
„Das Hauptziel der Initiative ist, dass jeder junge Mensch die Möglichkeit hat, an einem internationalen Austausch teilzunehmen“, erklärt Freier-Maldoner. Um dies Kindern und Jugendlichen unabhängig von Geschlecht, Religion, Herkunft, körperlichen und geistigen Fähigkeiten sowie sozialen und ökonomischen Voraussetzungen zu ermöglichen, schlossen sich die einzelnen Koordinierungszentren wie etwa auch Tandem in der Initiative zusammen.
„Es gehen immer noch viele davon aus, dass ein Schüleraustausch nur etwas für Reiche ist“, erläutert Bernd Böttcher, Projektkoordinator von „Austausch macht Schule“. Das eigene Kind ein halbes oder sogar ganzes Jahr in einem anderen Land leben und lernen zu lassen, klingt nach einer kostspieligen Angelegenheit. Dank zahlreicher Förderprogramme muss dies allerdings nicht der Fall sein. Die Initiative versucht, diese strukturell zu unterstützen und den Menschen näher zu bringen. Einen zentralen Schritt stellen dabei die kurzzeitigen Austauschprogramme über Schulpartnerschaften dar. In diesen können die Schüler für ein paar Tage mit ihrer Klasse Gleichaltrige aus anderen Ländern kennenlernen und somit zum ersten Mal ein klein wenig Austausch-Luft schnuppern. „Wenn man das einmal erlebt hat, dann hat man vielleicht auch Mut oder Lust, für ein halbes oder ganzes Jahr ins Ausland zu gehen“, meint Böttcher.
Eine Stärkung für Tandem
Die Beziehung zu Tschechien soll von dem Umzug der Geschäftsstelle profitieren. Durch den Wechsel des Büros von „Austausch macht Schule“ zu Tandem nach Regensburg wird das Deutsch-Tschechische Koordinierungszentrum personell und infrastrukturell erweitert. „Tschechien nimmt als unmittelbares Nachbarland und durch die gemeinsame und eng verzahnte Geschichte eine besondere Rolle im Schulaustausch ein“, erläutert Freier-Maldoner. Diese enge Verbindung ist in Regensburg bereits stark ausgeprägt. „Das Koordinierungszentren Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem ist eine sehr wertvolle Einrichtung für unsere Region. Es freut mich sehr, dass die Initiative ‚Austausch macht Schule‘ nächstes Jahr ihren Standort von Hamburg nach Regensburg verlegen und zu Tandem hinzustoßen wird“, so die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD). Da Tandem den Austausch bundesweit koordiniert, sollen die gesamten deutsch-tschechischen Schulaustauschprogramme gestärkt werden.
Anschub nach der pandemiebedingten Pause
„Im Moment sind wir in der Situation, dass Schulaustausch in Präsenz weitgehend nicht stattfinden darf und daher weitgehend auch nicht möglich ist“, erklärt Freier-Maldoner. Das wird zu einem immer größeren Problem, je länger diese Situation anhält. An vielen Schulen hängt der Austausch an einzelnen Lehrkräften. Wenn diese in Rente gehen oder die Schule wechseln, hinterlassen sie ein großes Loch in der internationalen Verknüpfung der Bildungseinrichtung. Durch die fehlenden Reisen konnten auch keine neuen Lehrer die Partnerschulen kennenlernen und so die Koordinierungsarbeit einfach übernehmen. Damit der Austausch in Zeiten mit weniger Einschränkungen wieder anläuft, möchte „Austausch macht Schule“ bei der Koordination helfen. Eine Möglichkeit, den Schulen unter die Arme zu greifen, ist dabei die Unterstützung durch Check-Listen oder Aufgabenbeschreibungen. Dadurch muss nicht jedes Mal die Arbeit mit den Partnerschulen neu erfunden werden und die Lehrkräfte können auf den Erfahrungsschatz ihrer Kollegen zurückgreifen. Hierfür erarbeitete die Initiative die „Toolbox Internationalisierung“. Dieser online-Werkzeugkasten soll jeder Schule helfen, die ihr internationales Profil schärfen möchte.
Kleiner Grenzverkehr für den Schulaustausch
Der Initiative „Austausch macht Schule“ sind die nachbarschaftlichen Beziehungen ein besonderes Anliegen. Sie wünscht sich eine Art kleinen Grenzverkehr für den Schulaustausch. In den Einreisebestimmungen nach Tschechien nimmt der kleine Grenzverkehr, also die Einreise für einen kurzen Zeitraum oder der Pendelverkehr, eine gesonderte Rolle ein und unterliegt weniger strengen Bestimmungen. Eine solche Regelung für Schulbegegnungen in Grenzregionen steht auf dem Wunschzettel der bundesweiten Initiative. Dann könnten die Schüler zumindest für eine kurze Zeit in ihr Nachbarland und erste grenzüberschreitende Erfahrungen in Präsenz sammeln. Die Initiative hofft, dass im Frühsommer dann auch wieder alle Austauschprogramme in Präsenz möglich sind.