Jahrzehntelang befand sich die Schallplatte auf dem absteigenden Ast. Nur wenige Nostalgiker und Sammler gönnten sich noch eine der in aufwändiger Handarbeit gefertigten Vinylscheiben. Doch nach der Jahrtausendwende änderte sich dieser Trend. Mit der aufkommenden „Hipster“-Kultur, die wieder verstärkt auf handgemachte Produkte wie bedruckte Jutebeutel und analoge Kameras setzte, kam auch die Schallplatte wieder.
Was wenige wissen: Der größte Schallplattenhersteller weltweit hat seinen Sitz in dem kleinen 1800 Seelen Städtchen Lodenitz (Loděnice) unweit von Prag. GZ Media, damals noch unter dem Namen Gramofonové závody, fertigte seine erste gepresste Schallplatte 1951 an. Als mit dem Aufkommen der CD der Vinylmarkt einbrach, dachte die Firma nicht daran, mit der Produktion aufzuhören. Sie setzten auf die Liebhaber der Schallplatte und darauf, dass diese irgendwann zurückkommen würde. Sie sollten Recht behalten.
Die beladenen LKWs fahren im Minutentakt vom Firmengelände. Der Durchschnittswert der Produktion liegt in diesem Jahr bisher bei 65 000 Stück am Tag. Gearbeitet wird 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Und trotzdem kann GZ Media der steigenden Nachfrage kaum nachkommen. Das Problem: Trotz voranschreitender Technik werden Schallplatten immer noch in Handarbeit hergestellt. Die Pressmaschinen in der Produktionshalle sind bis zu 40 Jahre alt. GZ Media war eine der wenigen Firmen, die diese Maschinen auch in schlechten Zeiten behalten haben. Zu ihrem Glück. Heute ist die Firma Hauptproduzent für große Firmen wie Universal Music, Sony und Warner Bros.
Im Moment hat der Versandhändler Amazon etwa zwei Millionen Vinylplatten im Angebot, Tendenz steigend. Dabei werden nicht nur alte Klassiker wieder neu aufgelegt. Auch immer mehr aktuelle Künstler entscheiden sich dazu, ihre Alben auch auf Vinyl produzieren zu lassen. Die Hauptabsatzmärkte sind dabei die USA und Großbritannien. Gut für GZ Media. Jeden Freitag hebt ein Flugzeug mit zwölf Tonnen Schallplatten an Bord Richtung Kalifornien ab.
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