Foto: Constantin Göttfert in Prag - Bild: Julia Adam

Es klang ein bisschen wie ein schlechter Scherz, als Constantin Göttfert davon erzählte, wie der ehemalige österreichische Bundeskanzler Werner Faymann versuchte, einen Grenzzaun als „Türen mit Seitenteilen“ zu verkaufen. In seinem gleichnamigen Text verarbeitete der österreichische Autor diesen fast schon realsatirischen Ausspruch mit viel Ironie. Es war einer von drei sehr unterschiedlichen Texten, die er bei seiner Lesung im Prager Literaturhaus am Abend des 28. Juli vorstellte.

Auch die anderen beiden Texte sind durchaus politisch. Wenn auch nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar, geht es in den vorgetragenen Werken auch ein Stück weit um das Thema Heimat, Flucht und Vertreibung. Egal, ob sich Göttfert in dem Text „Auch der Versuch ist strafbar“, veröffentlicht in der Anthologie „Hinter dem Gesetz – Kafka, Recht und Ordnung“, mit der Ankunft zweier Fremder in einem kleinen Provinzdorf beschäftigt oder in „Holzung“ , einer modernen und düsteren Version des Grimmschen Märchens „Hänsel und Gretel“, die sehr realen Folgen von wirtschaftlicher Not thematisiert. Unterschwellig schwingt immer die aktuelle Flüchtlingsproblematik mit.

„Sie haben eine typisch österreichische Schwäche fürs morbide“, konstatierte ein Besucher gegenüber Constantin Göttfert nach der Lesung. Morbide sind einige seiner Texte tatsächlich. Vor allem das moderne Märchen lässt einem so manchen Schauer über den Rücken laufen. Die intensive Vorlesungsweise des Autors, und seine Angewohnheit, die Texte in Ich-Form zu schreiben, tun ihr Übriges. Aber ob das typisch für sein Heimatland ist, bezweifelt der Schriftsteller.

Constantin Göttfert ist der aktuelle Stipendiat des Prager Literaturhauses. Der Autor arbeitet hier vor allem an der Fertigstellung eines neuen Romans der erneut das Thema Heimat aufgreift. Außerdem schreibt er einen Blog über seine Zeit in Prag. Den Blog finden Sie auf seiner Website: hier.

Im nächsten LandesEcho (8/2016) widmen wir uns Constantin Göttfert mit einem Interview ausführlicher.

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