Die Zahl der HIV-Neuerkrankungen in der Tschechischen Republik war im vergangenen Jahr so hoch wie nie seit Beginn der Statistik 1985. Labore entdeckten insgesamt 292 Neuansteckungen, 59 mehr als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte der registrierten Fälle geht auf Ausländer zurück. Betroffen sind besonders viele Ukrainer.
Das Nationale Referenzlabor für HIV/AIDS des Nationalen Instituts für Gesundheit (Státní zdravotní ústav) informierte in einer Pressemitteilung am 31. Januar über die Zahlen aus dem Jahr 2022. Demnach wurden in Tschechien im vergangenen Jahr 292 neue HIV-Fälle registriert.
Besonders Ukrainer betroffen
Unter den neuen Fällen im vergangenen Jahr waren 126 Bürger der Tschechischen Republik und 166 Ausländer, darunter am häufigsten Ukrainer. Zum ersten Mal seit Beginn der Statistik ging mehr als die Hälfte der neuen Fälle auf Ausländer zurück. Was die Geschlechter betrifft, waren 237 Männer und 55 Frauen betroffen.
Zwischen 2015 und 2019 machten Ukrainer etwa ein Fünftel der neu registrierten Fälle aus. In den Jahren 2020 und 2021 stieg der Anteil auf 37 Prozent, was auf COVID-19-bedingte Beschränkungen bei grenzüberschreitenden Bewegungen zurückzuführen ist.
Statistiken über Ukrainer mit Flüchtlingsstatus werden vom Nationalen Institut für Gesundheit getrennt geführt. Von Kriegsbeginn bis Ende vergangenen Jahres kamen 578 HIV-positive Flüchtlinge nach Tschechien, darunter 380 Frauen und 198 Männer. Davon waren 20 Kinder unter 15 Jahren.
Behandlung minimiert Risiko für Bevölkerung
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sei der Anstieg der neu registrierten Fälle von HIV-Infektionen ein Beweis für die Funktionalität des Präventionssystems und der Arbeit mit Menschen, die ein höheres Infektionsrisiko haben. „Im vergangenen Jahr wurde zum Beispiel allein während der Europäischen Woche der HIV- und Hepatitis-Tests ein Rekord von 1815 Menschen erreicht“, sagte Ministeriumssprecher Ondřej Jakob. Ihm zufolge seien die Menschen an Gesundheitschecks und bereits registrierte Menschen mit HIV an einer Behandlung interessiert. „All dies trägt eindeutig dazu bei, das potenzielle Risiko für die Bevölkerung zu reduzieren. Die antiretrovirale Therapie trägt wesentlich zur Entwicklung des Gesundheitszustandes des Patienten bei. Gleichzeitig spielt die Behandlung eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung der Ausbreitung der Infektion, da die Infektiosität von konsequent richtig behandelten Menschen minimal ist, so dass eine Übertragung der Infektion unwahrscheinlich ist“, fügte er hinzu.
Seit 1985 wurden insgesamt 4366 HIV-Fälle entdeckt. Davon waren 3086 tschechische Staatsbürger und 1280 Ausländer. Insgesamt erkrankten 824 Menschen an AIDS und 567 erlagen der Krankheit. Die Tschechische Republik gehört mit 2,78 Fällen pro 100.000 Einwohner zu den Ländern mit sehr geringen HIV-Inzidenzen.