Auch an diesem Samstag wird wieder für offene Grenzen demonstriert. Die Initiative „Samstage für Nachbarschaft“ lädt zu 16 Grenzpicknicks entlang der deutsch-tschechischen bzw. deutsch-polnischen Grenze ein. Wir sagen wo.
Die Zahl der Coronainfektionen ist in Tschechien und Deutschland weiter auf dem Rückzug, weitreichende Lockerungen sind durchgesetzt. Aber die Grenze nach Tschechien ist so geschlossen wie vorher. Weiterhin darf sie nur in Ausnahmefällen überquert werden und dann auch nur mit negativem Covid-19-Test. Das ist für die deutsch-tschechisch-polnische Initiative „Samstage für Nachbarschaft“ nicht hinnehmbar. Sie organisiert und koordiniert seit vier Wochen regelmäßige Treffen an der grünen Grenze zwischen Tschechien und Sachsen, Bayern, Österreich sowie Polen. Die Initiative hat allein bei Facebook inzwischen über 1.500 Mitglieder.
Grenzen öffnen …
Auch an diesem Samstag, 14 Uhr, wird wieder gepicknickt. „Unsere Treffen ermöglichen es den Menschen sich persönlich zu treffen, ohne dabei teure Tests auf Covid-19 oder vierzehntägige Quarantäne in Kauf nehmen zu müssen oder den Grenzpolizisten Notlügen über die Gründe der Einreise erzählen zu müssen,” sagt einer der Mitorganisatoren, der Germanist Jan Kvapil aus Aussig (Ústí nad Labem), und fügt hinzu: „Die Aktionen sind zugleich eine Botschaft an die Politiker und Regierungen, dass sie die Grenzen so bald wie möglich wieder öffnen, da es unserer Meinung nach keine plausiblen gesundheitspolitischen Gründe für die Schließung gibt. Ganz im Gegenteil wird dadurch jedoch das Risiko großer wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Konsequenzen in den Grenzregionen erhöht.”
An insgesamt 16 Orten entlang der tschechisch-deutschen bzw. tschechisch-polnischen Grenze wurden durch lokale Gruppen Picknicks verabredet, darunter je eines am Dreiländereck Polen-Deutschland-Tschechien bzw. Tschechien-Bayern-Sachsen. Dabei handelt es sich meist um grenzüberschreitende Wanderwege abseits der Straßenübergänge. Manche Treffpunkte sind auch direkt auf einem Berg, wie der Hochwald (Hvozd) im Zittauer Gebirge. Die Organisatoren machen deutlich, dass trotz einiger Lockerungen die Grenze für die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin nicht passierbar ist.
… und in Zukunft nicht wieder schließen
Für die Organisatoren und Teilnehmer haben diese Treffen aber auch eine tiefere politische Dimension. Sie sind sich der Situation im breiteren europäischen Kontext und der Notwendigkeit der Zusammenarbeit im Rahmen der gesamten Europäischen Union bewusst. „Wir brauchen Koordinierung und Zusammenarbeit quer durch ganz Europa. In der heutigen verflochtenen Welt müssen wir uns miteinander absprechen und fähig sein, uns den aktuellen globalen Herausforderungen gemeinsam zu stellen, ob das nun eine Pandemie ist oder der Klimawandel,” so Stephan Messner, einer der Begründer der Bürgerinitiative und Mitorganisator des Treffens am Eulenthor (Soví brána) bei Tetschen (Děčín). „Der sog. Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen muss nicht nur wiederhergestellt werden, sondern die Regeln müssen so reformiert werden, dass wir auch in Zukunft die Sicherheit haben, dass es zu keinen spontanen und unkoordinierten Grenzschließungen kommt, die nur allen schaden,” fügt er hinzu.
Die Teilnehmer aller Aktionen werden darauf hingewiesen, stets sämtliche Schutzmaßnahmen der einzelnen Länder zu befolgen und einzuhalten. Nähere Informationen zu den Treffen gibt es in der Facebook-Gruppe „Samstage für Nachbarschaft“ oder auf der Webseite Hej Nachbar.