Der Škoda-Vorstandsvorsitzende Thomas Schäfer zeigte sich zufrieden mit der Bilanz des Autobauers im Pandemie-Jahr 2020 Foto: Skoda Auto Deutschland GmbH

Weniger Umsatz, Gewinneinbruch und sinkende Lieferungen: Der tschechische Autobauer Škoda präsentierte auf seiner Jahrespressekonferenz ernüchternde Zahlen. Trotzdem verzeichnet das Unternehmen für 2020 einen deutlichen Gewinn. In Zukunft setzt Škoda verstärkt auf Elektromobilität, auch der Bau einer Batteriefabrik ist im Gespräch.

Trotz der Schwierigkeiten rund um die Corona-Pandemie schließt der tschechische Autohersteller Škoda das vergangene Jahr mit einer positiven Gesamtbilanz ab. Wie das Unternehmen am Mittwoch auf seiner Jahresbilanzpressekonferenz mitteilte, lag der Nettogewinn des Autobauers bei 756 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr brach der Gewinn im Jubiläumsjahr 2020 – Škoda feierte seinen 125. Geburtstag – damit um mehr als die Hälfte ein (2019: 1.660 Millionen Euro). Der Vorstandsvorsitzende Thomas Schäfer bilanzierte, man blicke auf ein „ereignisreiches“, aber dennoch erfolgreiches Jahr zurück.

In nahezu allen Statistiken zeigt die Pandemie ihre Auswirkungen: Mit 17,1 Milliarden Euro fiel der Gesamtumsatz von Škoda um über zwei Milliarden im Vergleich zum „Rekordjahr“ 2019 zurück. Im zweiten Quartal des Jahres geriet das Unternehmen sogar in die roten Zahlen. Damals, im Frühjahr 2020, standen die Fließbänder in Jungbunzlau (Mladá Boleslav) für mehrere Wochen still.

Dennoch verkündete CEO Schäfer auch positive Nachrichten: Zum siebten Mal in Folge lieferte Škoda mehr als eine Million Fahrzeuge aus. Und trotz des allgemeinen Rückgangs an Lieferungen stieg der Marktanteil des Autobauers in Westeuropa – dem wichtigsten Absatzmarkt des Unternehmens – leicht an.

Wird Tschechien Standort einer Batteriefabrik?

Klaus-Dieter Schürmann, Finanzvorstand von Škoda, sagte mit Blick auf das laufende Jahr, man gehe davon aus, dass sich „das Ergebnis von Škoda Auto gegenüber 2020 verbessern wird“. Auch weil das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren 2,5 Milliarden Euro in Digitalisierung, Fertigungsprozesse und Elektromobilität investiere. Letztere bezeichnete Škoda-Chef Schäfer als eine „Zukunftstechnologie“. Daher soll bis ins Jahr 2030 jeder zweite Škoda, der vom Fließband geht, elektrisch betrieben sein. Mit dem neuen in Jungbunzlau gefertigten ENYAQ iV stellte das Unternehmen erst kürzlich ein eigenes rein elektrisch betriebenes Modell vor. Bis zu 350 Stück sollen pro Tag in der dortigen Fabrik gefertigt werden.

Škoda-Chef Schäfer brachte Tschechien zudem bei der Pressekonferenz als möglichen Standort für eine Batteriezellen-Fabrik ins Rennen. Der Mutterkonzern VW plant die Eröffnung von sechs Gigafabriken zur Fertigung von Batterien für E-Autos in ganz Europa bis 2030. Zwei der sechs Standorte stehen bereits fest, im deutschen Salzgitter und in Spanien. „Wir würden uns freuen, wenn wir in Zukunft auch in Tschechien eine Giga-Fabrik hätten“, sagte Schäfer. Eine Batteriezellfabrik sei der nächste logische Schritt, um das Land zu einem Zentrum für Elektromobilität zu machen. Der Durchbruch der E-Mobilität im Heimatland Tschechien hänge aber auch vom Ausbau des Grünstrom und der Ladeinfrastruktur ab, so Schäfer weiter. In den Punkten setze man auf eine Zusammenarbeit mit dem tschechischen Staat.

Nächstes Jubiläum steht ins Haus

Um den Fertigungsprozess im laufenden Jahr möglichst problemlos laufen zu lassen, haben die Jungbunzlauer einige Maßnahmen getroffen: Eigene Impfzentren auf dem Werksgelände und auch Testkapazitäten stünden bereit. Man warte nun darauf, dass Impfstoff verfügbar sei. Die Škoda-Mitarbeiter sollten einmal pro Woche auf das Virus getestet werden. Tests und Impfungen seien für die Angestellten kostenlos, teilte das Unternehmen mit. In tschechischen Unternehmen ab zehn Mitarbeitern gilt aktuell eine generelle Testpflicht.

Nach dem 125. Geburtstag im vergangenen Jahr steht auch 2021 ein Jubiläum ins Haus: Am 28. März gehört der tschechische Auto-Konzern seit 30 Jahren zur Volkswagen-Gruppe. 1991 unterschrieben der tschechische Industrieminister Jan Vrba und der Vorsitzende der VW-Gruppe, Carl H. Hahn, den Vertrag zur Integration in den Volkswagenkonzern. Seitdem haben sich die Fahrzeugauslieferungen von Škoda versechsfacht. Škoda ist das größte privatwirtschaftliche Unternehmen Tschechiens und macht fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus.

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