Joseph Beuys auf den Stufen des Eingangs der Kunstakademie Düsseldorf. Foto: Wikimedia Commons/ Hans Lachmann (CC BY-SA 2.0)

Vom 12. Mai 2021 bis zum 31. Dezember 2021 veranstaltet das Goethe-Institut in Prag anlässlich des 100-jährigen Geburtstags des Künstlers Joseph Beuys die virtuelle Galerie „Beuys verstehen“. Neben seinen bekanntesten Kunstwerken erfährt man auch über deren Hintergründe, sein Leben sowie seine Visionen.

Joseph Beuys, einer der bekanntesten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts, wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Zum Jubiläumsjahr arbeitete das Goethe-Institut mit dem Kuratorenteam von beuys2021 zusammen, wodurch zahlreiche Veranstaltungen sowohl in Deutschland als auch an den Goethe-Instituten im Ausland stattfinden. Wie zum Beispiel der Podcast „Die Erde spricht“, der die heutige Relevanz von Beuys Kunstwerken aus unterschiedlichen Perspektiven aufzeigt. Oder die Videoreihe #aboutbeuys, bei der sich internationale Künstlerinnen und Künstler mit dem Erbe von Joseph Beuys befassen.

Die Pandemie erschwerte das Besichtigen von Beuys Kunstwerken in Museen. Daher entwickelte das Goethe-Institut die virtuelle Ausstellung „Beuys verstehen“, produziert von dem Berliner XR-Unternehmen ZAUBAR. Insofern ist trotz der Umstände ein Einblick in Beuys Arbeit möglich.

Beuys ganz anders

Inspiriert wurde die virtuelle Ausstellung „Beuys verstehen“ von dem „erweiterten Kunstbegriff“ Beuys. Also die Erweiterung der Diskussion darüber, was Kunst ist. Dabei ging Beuys davon aus, dass jeder Mensch ein Künstler ist und somit Kunst schaffen kann. Die Galerie zeigt seine Sichtweise auf Themen wie Demokratie oder Ökologie über seinen 100-jährigen Geburtstag hinaus auf. Außerdem begegnet man während der virtuellen Führung seinen bekanntesten Werken wie „Soziale Plastik“ (1969), „Schlitten“ (1969), „Das Kapital Raum 1970–1977“ (1980) oder „7000 Eichen“ (1982). Durch die Kombination von Audio und Video wird ein ganz neues Erlebnis seiner Kunst geschaffen. Auf diese Weise wird der Öffentlichkeit ein emotionaler Einstieg in Beuys Werk ermöglicht, das voller Reflexionen über Trauma, Transformation und Heilung ist.

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Beuys Projekt „7000 Eichen“ als Eschen in der Dörnbergstraße, eingepflanzt 1987. Foto: Wikimedia Commons/ Baummapper (CC BY-SA 3.0 DE).

Joseph Beuys: der Mann mit dem Filzhut

Joseph Beuys wurde am 12. Mai 1921 in Krefeld als Sohn eines Kaufmanns geboren. In seiner Kindheit zeigte er bereits Talent im Zeichenunterricht. 1941 meldete er sich freiwillig zur Luftwaffe und verpflichtete sich für zwölf Jahre als Berufssoldat. 1944 ereignete sich ein schicksalhaftes Ereignis, das sein gesamtes Leben beeinflussen würde. Beuys stürzte mit dem Flugzeug während eines Kriegseinsatzes auf der Krim bei schlechtem Wetter ab. Später erzählte er, er sei schwer verletzt von Tataren gefunden worden, die ihn mit Filz gewärmt und seine Verletzungen mit Fett behandelt hätten. Andere Quellen berichten aber, dass Beuys leicht verwundet drei Wochen in einem Feldlazarett verbrachte. Aus der Geschichte entsteht ein Mythos. Dieser erklärt vermeintlich, warum Beuys immer wieder mit Filz und Fett in seinen Werken arbeitete und warum er einen Filzhut trug.

Nach Kriegsende lernte Beuys bei verschiedenen Künstlern und absolvierte ein Studium der Malerei und der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. In den Jahren darauf fertigte er Objekte und Installationen an und bot zahlreiche Performances. Bei einer seiner berühmtesten Aktionen „I like America and America likes Me“ verbrachte er mehrere Tage mit einem lebenden Kojoten in einer New Yorker Galerie. Dadurch wollte er den Dialog zwischen dem modernen Amerika und den amerikanischen Ureinwohnern anregen. Beuys beschäftigte sich während seines Lebens mit den Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und der Anthroposophie und schuf eine sozialpolitische, zum Teil provokative Aktionskunst. Er beeinflusste die Entwicklung der Kunst und wurde zu einem der berühmtesten, aber auch umstrittensten Kunstschaffenden Deutschlands. 1986 starb Beuys in Kassel.

Die Führung ist kostenfrei online auf den Webseiten der Goethe-Institute in Tschechien, Slowakei, Ungarn und Litauen zu sehen. Die Galerie kann unter folgendem Link aufgerufen werden: https://zaubar.com/Beuys-Verstehen/ 

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