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Ich muss zugeben, auf diesen Sonnabend habe ich mich besonders gefreut. Schon vor dem Antritt meines Praktikums beim LandesEcho war für mich persönlich klar: Einmal zu Sparta, das muss sein. Ich habe auch den Auftritt von Sparta in der Europa League verfolgt und insgeheim gehofft, dass sie so lange im Wettbewerb bleiben, bis ich hier in der tschechischen Hauptstadt angekommen bin.

Das sah anfangs auch sehr gut aus. In der Gruppenphase wurden daheim internationale Größen wie Inter Mailand (3:1) und FC Southampton (1:0) geschlagen. Es reichte fürs Weiterkommen…doch gegen den FK Rostow war schon nach dem Hinspiel, und dem 0:4 alles vorbei. Schade, wäre doch in der nächsten Runde Manchester United das kommende Los gewesen. Somit war der Plan von einem Flutlicht-Euro-League-Spiel in Prag während der Praktikumszeit erstmal dahin.

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Nichtsdestotrotz sollte es, wie eingangs erwähnt, dennoch einmal zu Sparta gehen. Dafür besuchte ich die Partie gegen den Vorletzten Hradec Králové am Sonnabend, den 20. Mai um 17 Uhr. Leider ging es sportlich nur noch für die Gäste um etwas – und zwar um den Verbleib in der ersten Liga. Nach einer Saison voller Höhen und Tiefen musste Sparta schon früh die Hoffnungen auf den Meistertitel begraben und nun wahrscheinlich mit ansehen, wie der ungeliebte Stadtrivale Slavia die Meisterschaft holt. Platz drei war aber schon so gut wie gesichert. Völlig entspannt gab es also eine Stunde vor dem Anpfiff die Tickets, am Einlass stand man keine 10 Minuten. Die Sicherheitskontrollen waren ähnlich fahrlässig, wie bei Slavia. Dann noch die erste Stadionwurst für mich – war ok. (Da sollte am Folgetag noch eine viel bessere kommen – das erfahren Sie in Teil III).

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Zum Spiel soviel, dass sich Sparta trotz der fehlenden Brisanz unbedingt Platz drei sichern wollte. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, wo der Gast hätte durchaus in Führung gehen können, übernahm AC Sparta Prag immer mehr das Heft des Handelns. Es resultierten die ersten beiden Tore und der 2:0-Halbzeitstand. Das erste Tor durch Václav Kadlec. Der sollte einigen Eintracht Frankfurt-Fans noch im Gedächtnis sein. In der zweiten Hälfte war es genauso. Der Gast aus Hradec Králové begann gut, hatte Chancen, aber Sparta traf – und zwar durch Kapitän und Vereinslegende David Lafata. Er hat sogar seine eigene Tormusik („Na na na na na na na David Lafata, Lafata, David Lafata/Melodie: „Baby, give it up“). Das war schon ein Highlight für sich.

In der Folge hätte man das Ergebnis bei konsequenterer Spielweise erhöhen können. Stattdessen gaben die Gäste nie auf und kamen zum Anschluss. Leider kam das 3:2 in der 90. Minute zu spät. Hradec Králové ist nun so gut wie abgestiegen. Sie wurde aber von einem Haufen von 50 bis 60 Fans noch mal ordentlich gefeiert. Das sah aus, als wären das alles Familienangehörige der Spieler, eine sehr familiäre Atmosphäre also bei Hradec Králové.

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Da Sparta aber schon 3:0 führte und der Reiz eines spannenden Spiels dann weg war, ließen es die Spieler ruhiger angehen. Dann wurde auch die Zuschauerzahl angesagt. Nur 8 234 Zuschauer fanden sind in der Generali-Arena ein. Übrigens meiner Ansicht nach ein sehr schönes Stadion und auch ein wenig unüblich, da es weder viereckig noch irgendwie richtig rund ist. Die Unterstützung geht von der Ecke aus. Auch unüblich, für eine Heimmannschaft. Mit zwei Ebenen ist die Sparta-Arena ein wirklich schönes kleines Stadion und ich glaube in jenen Europa-League Nächten oder Derbys kann es da richtig heiß her gehen. Nicht so wie an jenem Sonnabend.

Nachdem die Zuschauerzahl angesagt wurde, gab es Pfiffe aus dem Sparta-Block und Sprechchöre mit „ihr seid keine echten Fans“. Ich hätte mir zum Heim-Saisonabschluss auch mehr Zuschauer als nur knapp über 8000 vorgestellt. Doch zu groß war wohl die Verärgerung darüber, so weit von Slavia in der Tabelle weg zu sein. Dementsprechend widmeten sich die Sparta Fans am Ende des Spiels dem ungeliebten Rivalen. „Jude, Jude, Slavie“-Rufe wurden immer lauter. Was das übersetzt heißt, kann wohl jeder erahnen. Auch nachdem der Stadionsprecher bat, derartige diskriminierende Beleidigungen zu unterlassen, wurde man nur lauter – Block, Haupttribüne, Hintertortribüne, Steher und Sitzende. Man stelle sich mal, das würde ein Verein in Deutschland machen. Da wäre man erstmal Mode.

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Pyrotechnik – die war dann auch dabei, gehört aber einfach dazu, wie ich meine. In Tschechien sowieso. In einem grellen Rot wurde ein kleiner Teil der Tribüne in Rauch gehüllt. Ein schönes Bild, friedlich. Ein paar Böller und Knaller landeten und explodierten dann aber doch auf dem Spielfeld, das war wieder unnötig. Trotzdem passierte nichts dabei. Alles gut. Bei einem Derby geht es da sicher heftiger zu.

Nach dem Spiel drehte die Mannschaft eine Runde durch das Stadion, ließ sich nochmal feiern von den 8 000 Fans – 11 000 Plätze blieben leer – obwohl es ja eigentlich nicht so viel zu feiern gab. Dennoch für mich ein gelungener Fußball-Tag. Einmal Sparta erlebt, es hat mir gefallen.

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Für meinen Teil ging es dann noch in den nahen Letná-Park mit dem großen Metronom. Ich bin ja nicht nur ein Fan von Fußball, sondern immer auch von einer schönen Aussicht, erhöht, über die gesamte Stadt. Eine solche gibt es dort – und sie rundete den Tag sehr sehr angenehm und entspannt ab.

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