Während anderenorts am 11.11. um 11.11 Uhr Böller knallen und Narren die Rathäuser besetzen, waren etwas andere „Verrückte“ auf der Strecke von Franzensbad (Františkovy Lázně) ins deutsche Hof/Saale unterwegs.

Schriftsteller, Künstler und solche, die es noch werden wollen, beschlossen im Sonderzug das 21. Festival Literarische Franzensbad. Fröhlich endet so ein reiches Wochenprogramm mit 24 Einzelveranstaltungen.

Das Franzensbader Literaturfestival ist bereits zum dritten Mal gemeinsam mit den deutschen Nachbarn in Oberfranken veranstaltet worden. Es begann mit Vernissage-Abenden in Eger (Cheb) und Haslau (Haslov). Die Organisatoren achten darauf, auch entferntere Orte in der Umgebung miteinzubeziehen. Und so war die Stadt Hof – „in Bayern ganz oben“ – dieses Jahr erstmals offizieller Partner mit gleich zwei Veranstaltungen in der Saalestadt. Auch den krönenden Abschluss durfte sie ausrichten und gab dafür ihren ehrwürdigen Königssalon des Hofer Hauptbahnhofes her.

Den lustigen Sonderzug dorthin ermöglichten die bayerische Oberpfalzbahn und die Tschechische Bahn (ČD) gemeinsam. Der Karlsbader ČD-Regionalvertreter Vladimír Omelka hatte bereits vor Festivalbeginn eine rollende Pressekonferenz in einem dem Schnellzug Prag-Karlsbad-Eger angehängten Konferenzwagen organisiert. Freilich nicht nur zum Selbstzweck: „Wir unterstützen das Literaturfestival mit dem Happening-Zug, um damit auch für die jüngst reaktivierte Bahnlinie via Asch und Selb nach Hof zu werben.“

„Der Königssaal in Hof ist wunderschön“, schwärmt Schriftstellerin Alena Vávrová, die das Literatentreffen mit Hingabe alljährlich organisiert. Hier hatte sie schon im Vorjahr ein Buch ihrer Hofer Kollegin Sabine Dittrich mit Sekt getauft. Diesmal gebührte diese Ehre František Tylšar, der mit weiteren Autoren Gedichte und Erzählungen rund um die Eisenbahn herausgegeben hat.

Die Fahrgäste des Sonderzugs kamen teils kokett gekleidet. Auf den Wangen prangten kleine tschechische Fahnen. Auch Zbynka Šolcová, eine Harfenistin aus Prag, trug ihre Landesfarben. Mit den Evergreens „What a wonderful World“ und „Somewhere over the Rainbow“ verbreitete sie internationales Flair auf der Fahrt. Höhepunkt ihres Auftritts war das spontane Duett mit der Sängerin Beate Roth aus Wunsiedel, die einst im Chor der Mailänder Scala mitgewirkt hatte. Für die gemeinsame Interpretation von „Don’t cry for me Argentina“ gab es kräftigen Applaus. Dann intonierte die Harfenistin das Thema aus dem Weihnachtsklassiker „Tři oríšky pro Popelku“, für die deutschen Teilnehmer bestens bekannt als die Filmmelodie von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.

In Hof hießen Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner und Kulturamtsleiter Peter Nürmberger die Gäste willkommen. Fichtner erinnerte an die Ankunft der ersten Prager Züge mit den geflüchteten DDR-Bürgern am 1. Oktober 1989.


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