Bei seinem Staatsbesuch vor zwei Jahren versprach Chinas Staatspräsident Xi Jinping seinem tschechischen Amtskollegen Miloš Zeman eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit beider Länder. Heute erwartet Prag mit Spannung die erste Lieferung an Weltraumtechnologie. Doch Tschechien ist nicht der einzige Kandidat für die Direktzustellung der Hochtechnologie aus dem Reich der Mitte. Für den Technologietransfer per Luftpost hat Peking einen Zufallsfaktor mit eingebaut. 

Dank langfristig angelegter Planwirtschaft, begann alles bereits vor fast sieben Jahren. Am 29. September 2011 begab sich eine Trägerrakete des Typs „Langer Marsch 2F“ vom größten Weltraumbahnhof Chinas in Jiuquan auf den Weg ins All. An Bord hatte sie als Nutzlast die Raumstation „Himmelspalast 1“ (Tiangong 1). In ihrer Umlaufbahn angekommen, wurde die Station nicht nur von unbemannten Transportern besucht, sondern zweimal auch von Taikonauten, chinesischen Weltraumfahrern.

Die Station diente über Jahre zur Erforschung zukunftsweisender Technologien und zur Erdbeobachtung. Dabei schwebte sie durch den immer mehr von ausgedienten Satelliten und Raketenteilen vermüllten erdnahen Raum. Nachdem im April 2016 die Kommunistische Partei Chinas beschloss, dass alle Forschung erfolgreich abgeschlossen war, unterbrach die Station im März 2016 selbsttätig den Kontakt zur Erde. Im September 2016 startete dann der zweite Himmelspalast in die Umlaufbahn. Um Platz zu machen, kehrt der erste Himmelspalast nun ungelenkt zur Erde zurück und könnte, so die Hoffnung der Experten, direkt auf der Prager Burg landen. Es sind aber auch andere Landeplätze möglich – etwa Kalifornien, oder die Sahara.

Noch in letzter Sekunde wird beraten, ob die Präsidentenstandarte auf der Prager Burg für die Landeeinweisung genutzt werden sollte, um etwaigen Parkplatzproblemen vorzubeugen. Ein unrechtmäßig abgestellter vollmöblierter Himmelspalast in einer blauen Parkzone könnte empfindliche Strafen nach sich ziehen und gegebenenfalls ein mehrjähriges Fahrverbot für die Chinesische Volksrepublik bedeuten. Damit wäre der aufkeimenden Völkerfreundschaft wohl schnell ein Riegel vorgeschoben.

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.