Ein faszinierendes Bergbau-Areal in Pribram lässt Besucher staunen. Mit 1600 Metern Tiefe gehört die Grube im Erzrevier von Birkenberg zu den tiefsten in Mitteleuropa.

Wie die Zwerge im Märchenfilm sehen sie aus, die Mädchen und Jungen in ihren Schutzumhängen am Zechenhaus des Anna-Schachtes: Eine Schülergruppe wartet schon gespannt auf die Fahrt mit der Grubenbahn in den Prokop-Stollen. Nun noch die Schutzhelme aufgesetzt – und los geht’s! Hinein in das Abenteuer auf den Spuren der Bergleute, die hier seit 1832 zu Gange waren, in mühevoller Arbeit den Schacht bis in 1600 m Tiefe (bergmännisch: Teufe) vorantrieben. Es ist die tiefste Grube im Erzrevier von Birkenberg (Březové Hory) und Pribram (Přibram) und eine der tiefsten Schächte in Mitteleuropa. Die 1875 bereits erreichten 1000 m waren damals Weltrekord.

Ein einzigartiges Bergbau-Freilichtmuseum

Die Grubenbahnfahrt führt freilich nur bis zur sogenannten Hängebank, wo also die Bergmänner ihre Seilfahrt nach unten begannen und die Hunte (Gesteinswagen) mit dem geförderten Erz auf die Schienen nach draußen gebracht wurden. Eindrucksvoll schon das. Ebenso beeindruckt die Schüler die mächtige Dampffördermaschine von 1914. Und gar noch bis drei Jahrhunderte älter sind die zu besichtigenden Anlagen des Wasserlaufes mit mehreren Kammern von Wasserrädern, die einst die Pumpen sowie diverse Aufbereitungstechniken angetrieben haben. Zu betrachten auf dem ca. 750 m untertägigen Weg hinüber zum Vojtěch (Adalbert)-Schacht, 156 Stufen führen wieder ans Tageslicht.

Vojtech ist die mittlere in der Dreier-Reihe der Pribramer Schachtanlagen, die als komplexes Bergbau-Freilichtmuseum miteinander verbunden sind. Das ist einzigartig. Wer all das hier Gebotene in Ruhe beschauen will, sollte getrost einen Tag dafür einplanen. Oder sich eben nur einen Teil vornehmen.  Dafür bietet sich der Ševčin-Schacht, ehemals nach Kaiser Franz Josef I. benannt, bestens an. Er liegt im Ortsteil Birkenberg dem Stadtzentrum von Pribram am nächsten und „winkt“ mit seinem markanten Malakoff-Förderturm von 1879. Gleich im Kassengebäude ist eine Ausstellung zum Handwerk und zur Stadtgeschichte zu besichtigen. Pribram erhielt 1848 seine nachmals berühmte Bergakademie. Nebenan im Fördermaschinengebäude wird zur Entwicklung der Bohrtechnik und Schachtförderung informiert. Der Malakoff-Turm selbst kann bestiegen werden und bietet beste Aussicht über das Birkenberger Areal. Von hier aus wurde einst regelmäßig das Grubenfeld vermessen. Weitere fassbare Bergbaugeschichte bietet die ehemalige Kaue, heute Verwaltungsgebäude, u.a. zur verheerenden Grubenkatastrophe von 1892 auf dem Maria-Schacht.

Mit der Grubenbahn von Schacht zu Schacht

Der Nachbau eines Pferdegöpels zeigt, welcher körperliche Einsatz Mensch und Tier vor dem Einzug der Dampfmaschine abverlangt wurde, um das Fördergut nach oben zu bringen. Wenige Meter weiter startet die Grubenbahn, mit der die Besucher gleich zünftig hinüber zum Vojtěch-Schacht fahren können – auf dem Schienenweg, wo einst das geförderte Erz zur Zentralaufbereitung rollte.Allerhand Großtechnik lässt sich auf dem Areal besichtigen - Foto: Jürgen Barteld

Im Freigelände des Ševčin-, bzw. „Franz Josef“-Schachts ist allerlei Großtechnik zu besichtigen. Sie stammt vom hiesigen Uranbergbau-Betrieb Rudne doly, heute DIAMO s.p. Die Pribramer Mine galt als die größte des Landes. Der kommerzielle Abbau von Uranerz in der Tschechischen Republik wurde zum Ende des Jahres 2016 eingestellt. Auf eine der dem so bedeutenden Standort gemäße Darstellung dieser prägenden Epoche muss der Besucher aber wohl warten… In der Umgebung finden sich allerdings noch sichtbare Anlagen aus der „strahlenden“ Zeit, so in Bohutin der markante Föderturm des Štefánik-Schachtes in Stahlbetonbauweise, wie sie in Deutschland etwa nicht gebräuchlich war.

Das Bergbaumuseums-Trio zu Pribram ist außer montags täglich geöffnet. Zur Planung sei ein Blick auf www.muzeum-pribram.cz empfohlen. Führungen in deutscher Sprache müssen angemeldet werden. Also dann: Glück auf!

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