Zeichnung: Jiří Bernard

Die berühmten Achter-Jubiläen und drei Wahlen bestimmten das Jahr 2018. Für Schmidts Katze wurde es leider auch zum Schicksalsjahr.

Was in den letzten Tagen 2017 geschah

Präsident Zeman ernennt den Wahlsieger und Vorsitzenden der Partei ANO, Andrej Babiš, zum neuen tschechischen Premier. Babiš ist der zwölfte Amtsinhaber seit Gründung Tschechiens im Jahr 1993 und mit 63 Jahren der bisher älteste Regierungschef überhaupt.

Knapp zwei Monate nach den Wahlen hat Tschechien eine neue Regierung. Staatspräsident Miloš Zeman vereidigt auf der Prager Burg das Minderheitskabinett von Andrej Babiš.

Die Tschechen schauen nach einer Umfrage optimistisch ins Jahr 2018. Demnach glauben 78 Prozent der Menschen hierzulande, dass das kommende Jahr für sie so wie 2017 oder besser ausfallen wird. Nur rund 18 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eine Verschlechterung ihrer Lage erwarten.

0

Januar

Mit Beginn des neuen Jahres steigt die Altersrente in Tschechien um vier Prozent. Im Durchschnitt sind das 475 Kronen (18,5 Euro) monatlich mehr.

Der slowakische Schauspieler Marián Labuda ist im Alter von 73 Jahren gestorben. Bekanntheit erlangte er in dem tschechoslowakischen Komödien-Klassiker „Vesničko má středisková“ („Heimat, süße Heimat“). – Mourinka: „Ich sage nur: Bier von der siebten Kellerstufe.“ 

Die bekannte Astronomische Uhr am Turm des Altstädter Rathauses in Prag wird für sechs Monate in einer Werkstatt restauriert.

Amtsinhaber Zeman entscheidet mit 38,59 Prozent die erste Runde der tschechischen Präsidentschaftswahl für sich, muss aber in die Stichwahl. Sein Gegner ist dort der ehemalige Vorsitzende der Tschechischen Akademie der Wissenschaften Jiří Drahoš, der auf 26,59 Prozent der Wählerstimmen kam.

Das regionale Parlament des Südmährischen Kreises spricht sich für den Umzug des Hauptbahnhofs in der mährischen Metropole Brünn (Brno) aus.

Die Regierung Babiš erhält kein Vertrauen der tschechischen Abgeordneten. Nur die 78 Parlamentarier der regierenden Partei ANO stimmen für das Minderheitskabinett.

Vier Menschen, darunter zwei Deutsche, kommen bei einem tragischen Hotelbrand in Prag ums Leben.

Erstmals leben mehr als eine halbe Million Ausländer in Tschechien. Insgesamt 524.000 Menschen mit einem fremden Pass waren Ende 2017 hierzulande gemeldet. Demgegenüber waren nur 14 Menschen offiziell als Flüchtlinge anerkannt.

Der Sächsische Landtag und die Staatsregierung des Freistaates gedenken in Theresienstadt der Opfer des Nationalsozialismus. 

Miloš Zeman wird zum zweiten Mal zum tschechischen Staatspräsidenten gewählt. Der Amtsinhaber gewinnt die Stichwahl mit einem Vorsprung von knapp drei Prozentpunkten. Sein Herausforderer, der Wissenschaftler Jiří Drahoš, kommt auf 48,6 Prozent der Wählerstimmen, Zeman erreicht 51,4 Prozent.

Das Freizeitressort Storchennest steht nach einem Beschluss des Finanzministeriums nicht mehr auf der Liste der EU-geförderten Projekte. Die Polizei ermittelt gegen elf Personen wegen Betrugs mit EU-Fördergeldern, darunter auch gegen Premier Babiš.

Die tschechische Eishockey-Legende Jaromír Jágr kehrt aus Calgary nach Tschechien zurück.

1

Februar

Das Handelsvolumen zwischen Tschechien und Deutschland kletterte 2017 auf den Rekordwert 2,35 Billionen Kronen und stieg im Jahresvergleich um 6,3 Prozent. Deutschland beteiligte sich am gesamten tschechischen Außenhandel mit fast 30 Prozent und bestätigte sich somit als wichtigster Handelspartner des Landes.

Bei der Eröffnungsfeier der 23. Olympischen Winterspiele führt die Snowboardcrosserin Eva Samková als Fahnenträgerin die tschechische Delegation in das Wintersportstadion im südkoreanischen Pyeongchang an.

Ehen in Tschechien halten inzwischen länger und werden seltener geschieden. Einer Langzeitstudie zufolge hielt eine Ehe 2016 im Schnitt 13 Jahre, also zwei Jahre länger als noch zur Jahrtausendwende. Die Scheidungsrate lag dabei im vorvergangenen Jahr bei 45 Prozent, dem niedrigsten Wert seit gut zehn Jahren.

Eine Gruppe tschechischer Katholiken fordert in einem Brief Papst Franziskus auf, dem Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka das Mandat nicht über die Altersgrenze hinaus zu verlängern.

Präsident Zeman setzt sich beim Papst dafür ein, dass Kardinal Duka auch nach seinem 75. Geburtstag im Amt bleiben kann.

Sensationssieg: Ester Ledecká gewinnt bei den olympischen Spielen in Pyeongchang die Goldmedaille im alpinen Super-G.

Jan Hamáček ist neuer Parteichef der Sozialdemokraten.

Prager Schinken wird von der EU in die Liste „garantiert traditioneller Spezialitäten“ aufgenommen. – Mourinka: „Da war ich viele Jahre schneller als die EU. Prager Schinken – Mňam!“

Landesweit wird an die Machtübernahme der Kommunisten vor 70 Jahren erinnert. 

Ester Ledecká schreibt Olympia-Geschichte: Die 22-Jährige holt nach dem Überraschungs-Gold im Super-G auch Gold in ihrer Paradedisziplin, dem Snowboard-Parallel-Riesenslalom. Damit ist Ledecká die erste Frau, die in zwei unterschiedlichen Sportarten den Olympiasieg errungen hat – und das sowohl bei den Winter- wie bei den Sommerspielen. Für Tschechien bedeutet der Sieg der Snowboarderin die siebte Medaille in Pyeongchang: zweimal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze.

2

März

Die Opposition bezeichnet die Wahl des kommunistischen Abgeordneten Ondráček zum Vorsitzenden der parlamentarischen Kommission für die Kontrolle der Sicherheitskräfte (GIBS) als traurig und skandalös. Kritiker werfen ihm vor, dass er sich als Polizist während der sogenannten „Palach-Woche“ im Januar 1989 an dem brutalen Vorgehen gegen Demonstrationen von Gegnern des kommunistischen Regimes beteiligte. Ondráček betont, er habe seiner Heimat gedient. – Mourinka „Hajzl!“

Das Vorgehen der Polizei gegen Studenten und Gegner des kommunistischen Regimes am 17. November 1989 war laut dem Parteichef der Kommunisten Vojtěch Filip in Ordnung. Es sei wichtig, dass sich die Menschen sicher fühlten, die Polizei habe funktioniert, sagte Filip im TV. – Mourinka: „Der Kerl ist allen Ernstes stellvertretender Parlamentschef. Pfui!“

Bei der Vereidigung von Präsident Zeman für seine zweite Amtszeit kommt es zu einem Eklat: In seiner Rede auf der Prager Burg greift Zeman die liberale Presse, namentlich die Zeitung Hospodářské noviny und das Magazin Respekt, sowie das öffentlich-rechtliche Fernsehen an. Er wirft ihnen „Manipulation der tschechischen Öffentlichkeit“ vor. Mehrere konservative Abgeordnete und Senatoren verlassen daraufhin aus Protest den Saal.

Die Sozialausgaben in Tschechien liegen weit unter dem Durchschnitt der Europäischen Union. Insgesamt gibt der Staat hierzulande 12,3 Prozent des BIP für Renten, Kranke oder Familien aus. Das zeigte eine Studie von Eurostat. Tschechien belegt damit den sechstletzten Platz in der EU.

Der scheidende bayerische Ministerpräsident Seehofer äußert seinen Stolz darüber, dass es in seiner fast zehnjährigen Amtszeit gelungen sei, die Beziehungen zwischen Bayern und der Tschechischen Republik nachhaltig zu verbessern. 

In einem Prager Krankenhaus stirbt der tschechische Schriftsteller und Drehbuchautor Zdeněk Mahler. Der Autor unzähliger Bücher, Film- und Fernsehdrehbücher wurde 89 Jahre alt.

Škoda Auto hat vergangenes Jahr den Gewinn nach Steuern im Jahresvergleich um 26,5 Prozent auf 31,8 Milliarden Kronen (1,25 Milliarden Euro) gesteigert. Der Autobauer produzierte 1,2 Millionen Fahrzeuge. Das ist höchste Anzahl in der Geschichte des Konzerns.

Einzigartige Filmaufnahmen von den politischen Schauprozessen in der Tschechoslowakei der 1950er Jahre sind in einer alten Fabrik nahe Prag gefunden worden.

Der US-amerikanische Astronaut Andrew Feustel, dessen Schwiegermutter aus Mähren stammt, wird sich an Bord der Internationalen Raumstation in seiner Freizeit am Bildungsprogramm „Mit dem kleinen Maulwurf ins Weltall“ beteiligen. Das Projekt für Kinder wurde von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und der Tschechischen Weltraum-Agentur organisiert. 

Das Tschechische Olympische Komitee initiiert eine Debatte über die Neufassung der tschechischen Nationalhymne. Die Nationalhymne sollte selbstbewusster und kraftvoller klingen und den Patriotismus stärker zum Ausdruck bringen. – Mourinka: „Soll ich mal singen? Na, lieber nicht!“

Tschechen verbringen laut einer Studie im Vergleich mit den Deutschen mehr Zeit auf Arbeit, sind jedoch weniger produktiv und ihre Löhne erreichen etwa 30 Prozent des Durchschnittslohns in Deutschland. Über sieben Prozent der Tschechen arbeiten mehr als 50 Stunden wöchentlich. Der durchschnittliche Bruttomonatslohn stieg im vierten Quartal 2017 zum ersten Mal auf mehr als 30.000 Kronen (1160 Euro).

3

April

Das beliebteste Urlaubsziel der Tschechen bleibt Kroatien. 2017 haben dort 850.000 Tschechen Urlaub gemacht. Das zweitbeliebteste Urlaubsziel war Italien mit 636.000 Touristen, die dritthöchste Zahl von Tschechen besuchte die Slowakei.

Ende des Tarifstreits bei Škoda Auto: Die Löhne werden um 12 Prozent angehoben. Das durchschnittliche Bruttogehalt eines Škoda-Arbeiters liegt bei umgerechnet rund 1.600 Euro. Das durchschnittliche Monatsgehalt in Tschechien beträgt rund 1.200 Euro.

Seit der Einführung des absoluten Rauchverbots in Gaststätten ist die Zahl von typischen Erkrankungen zurückgegangen. Dies geht aus einer Aufstellung des Medizinischen Statistikamtes hervor. Beispielsweise seien im Jahresvergleich 13,1 Prozent weniger Herzinfarkte und 11 Prozent weniger akute Asthmaanfälle registriert worden, heißt es. Jedoch sind rauchertypische Krankheiten bei über 60-Jährigen immer noch weit verbreitet. – Mourinka: „Mein Butler hustet sehr doll. Er sagt, wegen meines Fells. Ich sage, weil er raucht!“

Der Durchschnittstscheche hat den Daten des nationalen Statistikamtes zufolge ein leichtes Übergewicht. Darunter leiden 47 Prozent der Männer und ein Drittel der Frauen, als fettleibig werden jeder fünfte Mann und 18 Prozent der Frauen eingestuft. Die Männer treiben mehr Sport in der Woche, die Frauen essen dafür mehr Obst und Gemüse, heißt es in einer Studie zu den Lebensgewohnheiten der Haushalte. – Mourinka: „Ich habe Idealgewicht. Anders als mein Butler!“

Trauer um Oscar-Preisträger Miloš Forman, der im Alter von 86 Jahren in den USA gestorben ist. Forman wurde bekannt mit Filmen wie „Einer flog über das Kuckucksnest“, „Hair“ und „Amadeus“. Mit Filmsatiren wie „Die Liebe einer Blondine“ (1965) und „Der Feuerwehrball“ (1967) zählte er zu den Vorreitern der Neuen Welle des tschechoslowakischen Films. Nach dem Ende des Prager Frühlings war er in die USA emigriert.

Die Tschechen haben im vergangenen Jahr so wenig Bier getrunken wie zuletzt vor 50 Jahren. Dies zeigt eine Statistik des tschechischen Brauereiverbandes. Demnach trinkt ein Durchschnittstscheche 138 Liter des Gerstensaftes im Jahr, 1990 waren es noch weit über 160 Liter. – Mourinka: „Ohne meinen Butler wäre der Bierkonsum noch viel geringer.“

Knapp 50 Jahre nach seinem Tod im Exil hat der katholische Geistliche Josef Kardinal Beran im Prager Veitsdom seine letzte Ruhestätte gefunden. Beran wurde während des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Ab 1949 internierten ihn die kommunistischen Machthaber in der Tschechoslowakei, zuvor hatte er ihre kirchenfeindliche Politik kritisiert. Während eines Aufenthalts im Vatikan wurde er 1965 zwangsweise ausgebürgert. Vier Jahre später starb Beran im Exil, seitdem ruhte sein Leichnam im Petersdom.

Miloš Zeman nimmt als erstes tschechisches Staatsoberhaupt seit 1989 an einem Parteitag der Kommunisten teil.

4

Mai

Tschechien und Deutschland sind die einzigen beiden EU-Länder, die mehr als die Hälfte des Plastikmülls recyceln. Zahlen aus dem vergangenen Jahr bestätigen zudem, dass die Tschechen auch bei der Mülltrennung eine Vorrangstellung in Europa einnehmen. 

Im Nationaltheater in Prag wird an das 150. Jubiläum der Grundsteinlegung im Jahr 1868 erinnert. Am 16. Mai 1868 war der Baubeginn in Anwesenheit von rund 150.000 Zuschauern gefeiert worden, danach gab es die Uraufführung der Smetana-Oper Dalibor.

Für die Planung der Hochgeschwindigkeitsstrecke Prag-Dresden stellen Tschechien und Deutschland ein gemeinsames Team zusammen. Der Bau soll 2030 starten. Die Fahrtzeit zwischen beiden Städten soll auf eine Stunde verkürzt werden. Derzeit brauchen Züge zweieinviertel Stunden. – Mourinka: „Bin gespannt, ob die Deutschen auf ihrem Teil bis dahin auch WLAN in den Zügen hinbekommen. Bei den Tschechen klappt das schon ewig.“

Der neue bayerische Ministerpräsident und Schirmherr der Sudetendeutschen, Markus Söder, will den Versöhnungskurs seines Vorgängers Seehofer gegenüber Tschechien fortsetzen. Seehofer habe eine neue Art des Umgangs, des Miteinanderredens und des Verstehens in den Beziehungen zu Tschechien etabliert, so Söder bei seiner Rede auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg.

Fast drei Viertel der Tschechen (71 Prozent) halten das absolute Rauchverbot in Gaststätten für positiv. Dies geht aus einer Umfrage der Karlsuniversität und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor.

5

Juni

Rund 250 Menschen haben sich auf einen 32 Kilometer langen Gedenkmarsch begeben, um an die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung von Brünn nach dem Zweiten Weltkrieg zu erinnern.

Tausende Menschen besuchen das Nachbarschaftsfest „Brücke 20.0.“ des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, mit dem dieser in Prag sein zwanzigjähriges Bestehen feiert.

Staatspräsident Zeman ernennt Andrej Babiš zum zweiten Mal zum Premier. Mit dem Konzept einer Minderheitsregierung war der ANO-Parteichef im ersten Anlauf gescheitert. Nun plant der 63-jährige Multimilliardär eine Koalition mit den Sozialdemokraten unter Tolerierung durch die Kommunisten.

Die Erteilung einer Erlaubnis zum Daueraufenthalt in Tschechien soll nur noch nach dem Absolvieren eines Integrationskurses möglich sein.

Premier Babiš ist im Streit um die Stasi-Vorwürfe in der Slowakei endgültig gescheitert. Der Oberste Gerichtshof der Slowakei hat eine Berufung von Babiš gegen die slowakische Stasi-Unterlagen-Behörde abgelehnt. Babiš will jetzt vor den Europäischen Menschenrechts-Gerichtshof in Straßburg ziehen.

Laut einer neuen Umfrage von CVVM lehnen nur noch 58 Prozent der Tschechen die Aufnahme von Flüchtlingen ab. Das sind elf Prozentpunkte weniger als noch im Herbst vergangenen Jahres. 82 Prozent der Menschen hierzulande betrachten Flüchtlinge aber immer noch als Sicherheitsrisiko in Europa. Einer vorübergehenden Aufnahme von Flüchtlingen stimmen laut der Umfrage insgesamt 35 Prozent zu. Im Herbst waren es nur 25 Prozent gewesen.

Ein mehr als vier Meter hohes Gedenkkreuz wird auf der Schwedenschanze, einer Anhöhe bei der mährischen Stadt Prerau (Přerov), feierlich enthüllt. Dort hatten tschechoslowakische Soldaten im Juni 1945 mehr als 260 Karpatendeutsche erschossen, die meisten davon Frauen und Kinder. 

Die ehemalige tschechische Arbeits- und Sozialministerin Michaela Marksová (Sozialdemorkaten) wird mit dem Wenzel-Jacksch-Gedächtnispreis der Seliger-Gemeinde (Gesinnungsgemeinde sudetendeutscher Sozialdemokraten) ausgezeichnet – als Würdigung ihres Eintretens für die Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen.

Der ehemalige tschechische Welthandballer Filip Jícha verabschiedet sich in seiner Heimatstadt Pilsen vom Handballparkett. Über 5.000 Zuschauer besuchen sein allerletztes Spiel. Dabei treffen seine Wegbegleiter aus den Vereinen THW Kiel und FC Barcelona aufeinander.

Die Rede von Bundeskanzlerin Merkel zum Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung in Berlin stößt in Tschechien auf scharfe Kritik. Für Empörung sorgte die Aussig, dass es für Vertreibung „weder eine moralische noch eine politische Rechtfertigung“ gegeben habe.

Die Regierung unterstützt einen Abgeordnetenvorschlag zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Demzufolge könnte den homosexuellen Paaren künftig erlaubt werden, eine Ehe zu schließen. Bisher gibt es in Tschechien nur die Möglichkeit einer registrierten Partnerschaft. – Mourinka: „Die Zweibeiner machen einen Zirkus. Ich habe meine drei Katzenbabys bekommen, nachdem mich mein B r u d e r geschwängert hatte. Geht alles.“

Die neue tschechische Minderheitsregierung unter Andrej Babiš ist im Amt. Staatspräsident Zeman vereidigt die Minister des Zwei-Parteien-Kabinetts auf der Prager Burg.

Als Ausgangsstoff zur Herstellung der Droge Crystal dienen Medikamente gegen Erkältungen mit dem Grundstoff Pseudoephedrin. Die Ausgabe dieser rezeptfreien Arzneimittel wird ab dem 1. Juli begrenzt.

 

6

Juli

Die Tschechen sind wieder zufriedener mit der EU-Mitgliedschaft ihres Landes. 53 Prozent von ihnen würden erneut für einen Beitritt zur Union stimmen, ergibt eine repräsentative Umfrage.

Die tschechische Politikerin und langjährige „Anwältin der Dissidenten“, Dagmar Burešová, ist tot. Sie stirbt im Alter von 88 Jahren.

Der Prager Erzbischof, Kardinal Duka, bezeichnet die Pläne der neuen tschechischen Regierung zur Besteuerung der Kirchenrestitutionen als „skandalös“. 

Fast neun Monate nach den Wahlen übersteht Premier Babiš die obligatorische Vertrauensfrage im Abgeordnetenhaus.

Der Anteil der Menschen mit Hochschulabschluss in Tschechien ist in den zurückliegenden zehn Jahren deutlich gestiegen. Im vergangenen Jahr erreichte er unter den 15- bis 74-Jährigen 20 Prozent, vor zehn Jahren lag er bei etwa 12 Prozent. – Mourinka: „Endlich mal eine Statistik darüber, dass wir klüger werden. Die Fernsehwerbung sagt uns ja immer nur, wie wir schöner werden können.“

Der tschechische Staatspräsident Zeman und sein slowakischer Amtskollege Andrej Kiska gedenken der Gründung der unabhängigen Tschechoslowakei 1918. Gemeinsam unternehmen sie eine Fahrt mit einem Dampfzug von Göding in Tschechien ins slowakische Kleintopoltschan. Vor genau 95 Jahren war der erste tschechoslowakische Präsident Tomáš G. Masaryk diese Strecke gefahren.

 

7

August

Die anhaltende Dürre hat zu einem Wassermangel in südböhmischen Fischteichen geführt und stellt die Züchter vor wachsende Probleme.

Der Verkauf von T-Shirts mit dem Konterfei Hitlers ist nicht rechtswidrig. Zu diesem Schluss kommt die Prager Polizei nach Ermittlungen gegen den Verlag „Naše vojsko“ (Unsere Armee). Demnach dient der Verkauf der T-Shirts nicht der Propaganda nationalsozialistischer Ideologie, sondern ausschließlich kommerziellen Interessen. – Mourinka: „Ekelhaft! Katzen-T-Shirts wären deutlich sinnvoller und verkaufen sich auch sehr viel besser!“

Drei tschechische Soldaten werden beim Anschlag eines Selbstmord-Attentäters in Afghanistan getötet.

Mit einem bunten Umzug durch das Stadtzentrum von Prag erreicht die Prague Pride, das Festival von Schwulen und Lesben, ihren Höhepunkt. Die Aktivisten kritisierten, dass gleichgeschlechtliche Paare keine Kinder adoptieren können.

Wegen der anhaltenden Trockenheit haben knapp 60 tschechische Gemeinden die Nutzung von Wasser aus der öffentlichen Versorgung eingeschränkt.

Gut die Hälfte der Roma in Tschechien lebt am Rand der Gesellschaft. Dies geht aus einem Bericht der Koordinierungsstelle für Roma an die Regierung hervor. Insgesamt betrifft dies laut dem Bericht 120.000 Menschen. Besonders schlimm ist es in der mährischen Stadt Olmütz, dort leben 70 Prozent der Roma in sozial abgehängten Gebieten.

Ein Drittel der 18- bis 34-Jährigen in Tschechien kann mit dem Datum 21. August 1968 nichts anfangen. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage des Tschechischen Fernsehens zur Niederschlagung des Prager Frühlings vor 50 Jahren.

Mehrere hundert Menschen erinnern vor der russischen Botschaft in Prag an den 50. Jahrestag des Einmarsches der Sowjetarmee und ihrer damaligen Verbündeten am 21. August 1968. Die Kundgebung ist gleichzeitig Protest gegen die Politik des heutigen Russlands und die prorussische Haltung tschechischer Politiker.

Der tschechische Abenteurer Dan Přibáň ist mit seinen gelben Trabis von seiner Expedition nach Asien zurückgekehrt. Sein Team legte auf der Fahrt durch Indien, Nepal, China, Pakistan, Tadschikistan, Kirgisien, Usbekistan, Kasachstan, Russland, die Ukraine und die Slowakei trotz technischer Probleme bis 18.000 Kilometer zurück. – Mourinka: „Go, Trabi, go!“

Die Straßen- und Bahnbrücken in Tschechien, die in den 1960er bis 1980er Jahren erbaut wurden, müssen allesamt überprüft werden. Die Kontrolle betraf etwa 600 Eisenbahn- sowie 400 Autobahn- und Straßenbrücken. 

8

September

Mit Beginn des Monats treten in Tschechien Fahrkarten-Ermäßigungen für Schüler, Studierende bis 26 Jahre und Senioren ab 65 Jahren auf Regional- und Fernverkehrsstrecken von Bus und Bahn in Kraft. Der Rabatt liegt bei 75 Prozent des normalen Fahrpreises. Die Regelung gilt auch für ausländische Nutzer. – Mourinka: „Wahlgeschenk oder nicht – auch mein Butler fährt jetzt beinahe umsonst. Prima!“

Trotz unterschiedlicher Meinungen in einigen Bereichen bleibe Tschechien für Deutschland ein vertrauensvoller Partner, sagt Merkel beim ersten offiziellen Besuch von Premier Babiš in Deutschland. Die beiden Länder wollen ihre ausgezeichneten Beziehungen weiter entwickeln, betonen sie und Babiš nach dem gemeinsamen Treffen.

Die Regierung in Prag bewilligt 111 Millionen Kronen (4,3 Millionen Euro) für die Beseitigung der ehemaligen Schweinemast im südböhmischen Lety und zur Sanierung des dortigen Geländes für eine würdige Gedenkstätte für ein ehemaliges Roma-Internierungslager.

Die große Dürre in Tschechien wird auch mit Zahlen belegt. In den Wetteraufzeichnungen, die seit 58 Jahren erfolgen, wird dieses Jahr bisher als dasjenige mit der zweitgeringsten Niederschlagsmenge geführt. Von Januar bis Juli gab es in Tschechien im Schnitt 293 Millimeter Niederschlag, also 293 Liter Wasser auf einen Quadratmeter. Noch weniger Niederschlag in derselben Zeitperiode fiel im Jahr 2015, als 286 Millimeter registriert wurden.

Vergangenes Jahr wurden in Tschechien so viele Ehen geschlossen wie noch nie in den vergangenen zehn Jahren. Der Statistik zufolge haben sich 2017 insgesamt 52.567 Paare das „Ja-Wort“ gegeben. Durchschnittlich waren die Männer bei der Eheschließung 32,2 Jahre alt, die Frauen 29,8. Bei zwei Dritteln der Paare sagten die Ehepartner das erste Mal „Ja“. – Mourinka: „Habt Euch lieb und vermehret Euch!“

Regisseur Petr Jákl hat mit den Dreharbeiten eines Films über den Hussitenführer Jan Žižka begonnen. Mit einem Budget von 500 Millionen Kronen (19,5 Millionen Euro) wird es der teuerste tschechische Film der Geschichte. Die Titelrolle spielt der US-amerikanische Schauspieler Ben Foster. Weitere Stars: Michael Caine, Till Schweiger, Sophie Lowe oder William Moseley.

Jaroslav Šilhavý wird Nachfolger von Karel Jarolím als Coach der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft.

Im Vergleich des Lebensstandards liegt Tschechien auf Platz 26 in der Welt, ergab eine jährlich durchgeführte internationale Studie.

Der tschechische Filmregisseur und Schauspieler Jiří Menzel wird beim Filmfestival in Haifa für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Menzels Frau Olga nimmt den Preis in Israel für ihren schwer erkrankten Mann entgegen.

9

Oktober

Die astronomische Uhr am Altstädter Rathaus in Prag geht wieder in Betrieb.

Die Zeit der billigen Hypotheken in Tschechien ist vorbei. Seit Monatsbeginn gelten strengere Regeln der Notenbank für die Vergabe von Wohnkrediten.

Die EU-Kommission hat eine Überprüfung der Verbindungen von Premier Babiš zu dessen Ex-Konzern Agrofert gestartet. Babiš hatte Agrofert bei seinem Einstieg in die Politik an einen Treuhandfonds übergeben. Angeblich spiele er aber auch weiterhin eine führende Rolle in dem Konzern. Die würde einen Interessenkonflikt bedeuten, da Agrofert EU-Subventionen erhalte.

Die Tschechische Philharmonie feiert mit einem Sonderkonzert den 100. Gründungstag der Tschechoslowakei. Das Orchester spielt unter der Leitung seines neuen Chefdirigenten Semjon Bytschkow. 

Wahlen in Tschechien: Die Partei ANO von Babiš hat bei der Kommunalwahl in den meisten Großstädten klar dominiert. Eine Ausnahme bildet Prag, wo die Partei die Führungsposition verloren hat. 

Der Prager Zoo trauert um sein legendäres Flusspferd Slávek. Der Bulle war nach dem verheerenden Hochwasser an der Moldau im August 2002, bei dem 134 Zootiere verendeten, zu einem Symbol der Hoffnung und des Wiederaufbaus geworden. Jetzt stirbt Slávek im Alter von 33 Jahren an einer schweren Magendarmentzündung. – Mourinka: „Ruhe in Frieden, mein vierbeiniger Kumpel!

Die tschechische Presseagentur ČTK feiert ihr 100-jähriges Bestehen.

Eine Linde im mittelmährischen Groß Opatowitz ist tschechischer Baum des Jahres. Es handelt sich um den letzten von ursprünglich 16 sogenannten „Freiheitsbäumen“, die dort 1918 anlässlich Gründung der Tschechoslowakei gepflanzt worden waren.

Senats-Stichwahl: Aus ihr geht die konservative Opposition gestärkt hervor. Von den zu vergebenden Sitzen gehen zehn an die Bürgerdemokraten (ODS), fünf an die Bürgermeisterpartei Stan und einer an die Christdemokraten (KDU-CSL). Die Regierungsparteien erleben ein Fiasko: Die ANO von Babiš siegt wider Erwarten nur in einem Wahlkreis. Die Sozialdemokraten, Juniorpartner in der Minderheitsregierung, holen auch nur ein Mandat und verlieren damit ihre Position als stärkste Fraktion. Die Kommunisten sind erstmals seit seiner Gründung 1996 überhaupt nicht mehr im Senat. Im Oberhaus stellen nun Stan und die Bürgerdemokraten mit jeweils 16 Sitzen die stärksten Fraktionen.

Insgesamt 1.490 Kinder unter drei Jahren waren im vergangenen Jahr in tschechischen Kinderheimen untergebracht. Tschechien gilt in Europa als eines der letzten Länder, in dem Kleinkinder noch in Heime geschickt werden. Kinderschutzorganisationen kritisieren diese Praxis.

Der Jockey Jan Faltejsek hat zum fünften Mal bei der Steeplechase von Pardubice den Titel geholt.

In Tschechien werden Rufe nach Rückgabe eines Teils der böhmischen Kronjuwelen laut, die in der Schatzkammer in Wien aufbewahrt werden. Während die Krone 1791 auf Anweisung Kaiser Leopolds II. nach Prag zurückgebracht wurde, verblieben Originalzepter und -reichsapfel aus dem 14. Jahrhundert in Wien. – Mourinka: „Ich hüte meinen Schal von Borussia Dortmund wie meinen Reichs-Augapfel! Der ist mein Kronjuwel!“

In Tschechien soll die Atomkraft weiter verwendet und gefördert werden. Zu diesem Schluss kommt das Beraterteam für Energiefragen von Staatspräsident Zeman.

Beim Einsatz in Afghanistan ist erneut ein tschechischer Soldat ums Leben gekommen.

Bei einer Umfrage zur Sommerzeit hat sich die Mehrheit der Tschechen für eine Abschaffung der Zeitumstellung im Frühjahr und Herbst ausgesprochen.

Zdeněk Hřib von der Piratenpartei wird Prags neuer Oberbürgermeister. – Mourinka: „Öfter mal was Neues. Bislang hatte Prag die erste weibliche Stadtchefin, die auch noch gebürtige Slowakin war.“

Das vollständig renovierte Nationalmuseum in Prag öffnet seine Pforten. Vor dem Eingang bilden sich endlose Warteschlangen.

Große Feiern zum 100. Geburtstag der Tschechoslowakei: Höhepunkt ist eine der seltenen Militärparaden in Prag.

Das Lied „Modtliba pro Martu“ (Gebet für Marta), gesungen von Marta Kubišová, ist zum „Hit des Jahrhunderts“ geworden. Über das populärste Lied entschieden die Hörerinnen und Hörer des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Rundfunks in einer Umfrage.

Falls die Zeitumstellung abgeschafft wird, sollte die Winterzeit dauerhaft eingeführt werden, meint die Prager Regierung.

10

November

Frauen verdienen in Tschechien jährlich im Durchschnitt Zehntausende Kronen weniger als Männer. Dies wirkt sich auf Kinder, Familien, Renten und die ganze Wirtschaft aus, sagt Arbeits- und Sozialministerin Maláčová. Der Unterschied zwischen den Löhnen von Frauen und Männern betrage 22 Prozent und sei der zweithöchste in der EU, so die Ministerin. Dies finde sie alarmierend. – Mourinka: „Ich auch!“

Die Chefin der Atomaufsichtsbehörde, Dana Drábová, hat vor den Risiken einer Betriebsverlängerung für den Meiler Dukovany in Südmähren weit über das Jahr 2035 hinaus gewarnt. Die Regierung in Prag spiele damit auf Zeit, kritisiert Drábová in der Tageszeitung Hospodářské noviny und spricht von „ungeheuren Unsicherheiten“.

Zwei Drittel der Tschechen wenden physische Strafen in der Erziehung ihrer Kinder an. Dies geht aus einer Studie hervor. Gut die Hälfte der Befragten gibt ab und zu eine Ohrfeige oder einen Klaps auf Finger oder Po. Für 43 Prozent der Tschechen ist eine Ohrfeige keine physische Strafe. – Mourinka: „Tztztz, die spinnen doch! Keine Gewalt! Schon gar nicht gegen Wehrlose!“

Premier Babiš hat dem seit langer Zeit im Pariser Exil lebenden tschechischen Schriftsteller Milan Kundera angeboten, sich für die Rückgabe der tschechischen Staatsbürgerschaft an ihn einzusetzen.

Laut dem Nachrichtenportal Seznam Zpravy soll der älteste Sohn von Premier Babiš auf Anweisung seines Vaters wegen des mutmaßlichen Betrugsfalls „Storchennest“ aus dem Verkehr gezogen worden sein. Ein Mitarbeiter seines Vaters habe den Sohn vor die Wahl gestellt, entweder in eine Psychiatrie eingewiesen zu werden oder zu verschwinden, worauf er auf die Krim gebracht worden sein soll. Babiš selbst wies die Anschuldigungen zurück. Sein Sohn sei psychisch krank und brauche durchgehend Betreuung.

Der Senat fordert Babiš wegen der Causa seines Sohnes zum Rücktritt auf. Der Premier lehnt das entschieden ab.

Tschechien erinnert an den Beginn der Samtenen Revolution 1989 und die Studentenproteste gegen die NS-Besatzung 1939.

Am Abend des 17. November fordern an die 20.000 Prager auf dem Altstädter Ring die Demission des angeschlagenen Premiers.

Insgesamt 80 Prozent der tschechischen Haushalte sind ans Internet angebunden. Dies sind 13 Prozentpunkte mehr als noch vor fünf Jahren.

Zum 23. Mal geht in Prag das deutschsprachige Theaterfestival über die Bühne. 

Der Mindestlohn in Tschechien steigt ab Januar um 1150 Kronen (44,20 Euro) auf 13.350 Kronen (513 Euro).

Der Opposition im Abgeordnetenhaus gelingt es nicht, Premier Babiš das Misstrauen auszusprechen und damit dessen Regierung zu stürzen. 

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Quelle: Radio Prag / Hans-Jörg Schmidt und Schmidts Katze Mourinka


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