Foto: Michael Markus Schulz zeigt alte Fotos - Bild: LE/tra

Vor 48 Jahren begann in der Nacht vom 20. auf den 21. August die Invasion, die die Träume von einem Sozialismus mit menschlichem Antlitz zerstörte. An die brutale Niederschlagung des Prager Frühlings durch fünf Staaten des Warschauer Pakts wird heute mit Gedenkkonzerten und Aktionen erinnert.

Unter dem Titel „Aby sny nezešedly“ (Damit die Träume nicht verblassen) treten auf dem Wenzelsplatz Zeitzeugen auf und rufen die Ereignisse von damals noch einmal in Erinnerung. Mit dabei ist die deutsche Band „Speiches Monokel“. Mitglieder der Gruppe hatten im Jahr 1968 gute Verbindungen nach Prag und spielten als „Diana Show Quartett“ hier mit ihren Freunden der „Primitives Group“, die heute auch auftritt.

Beobachtet durch die Staatssicherheitsdienste der DDR und Tschechoslowakei waren die Musiker nach dem Einmarsch Verhaftungen, Verhören und Repressionen ausgesetzt, die viele von ihnen in die Emigration trieben. Aber nicht nur die Bandmitglieder waren betroffen, auch ihren Familien und Freunden wurde die Nähe zum damaligen Underground vorgeworfen.

So erfuhr Michael Markus Schulz, der als guter Freund mit den Bandmitgliedern oft nach Prag gereist war, von der Besetzung der Tschechoslowakei erst durch seine Verhaftung in der DDR am Tag darauf. Er war kurz zuvor noch in Prag gewesen und mit dem Zug nach Hause zurückgekehrt, während sich Panzer und Truppen der „Nationalen Volksarmee“ der DDR bereits in die Gegenrichtung aufgemacht hatten.

Schulz verlor seinen Studienplatz und musste als Lastwagenfahrer arbeiten. Schließlich gelang ihm und seiner Frau mit Hilfe von Freunden in Prag und einem West-Berliner Nummernschild die Flucht über Bulgarien und die Türkei in die Bundesrepublik. Er begann sich für Bürgerrechte zu engagieren und ist heute Mitglied des Martin-Luther-King Memorial Komitees in Berlin.

Auch Michael Markus Schulz ist nach Prag gekommen, um an die Ereignisse des August 1968 zu erinnern. Vor allem liegt ihm am Herzen, die Verstrickungen der Staatssicherheitsdienste in der DDR und der ČSSR aufzudecken. Zu diesem Zweck arbeitet er eng mit der Berliner Gedenkstätte Hohenschönhausen zusammen, die in der ehemaligen zentralen Stasi-Untersuchungshaftanstalt eingerichtet worden ist. Der Leiter der Gedenkstätte, Hurbertus Knabe, wird in Prag einen Film über das Gefängnis vorstellen und Verbindungen der Geheimdienste erklären.

Das Bühnenprogramm beginnt um 12 Uhr, „Speiches Monokel“ spielen ab 15:30 Uhr. Das gesamte Programm mit Reden und Konzerten der Veranstaltung auf dem Wenzelsplatz finden Sie auf den offiziellen Seiten: hier.

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