Aktuell gibt es zwar immer mehr Lockerungen bezüglich der Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19, aber die Pandemie hat vielerorts bleibende Schäden hinterlassen. Der deutsch-tschechische Zukunftsfonds verteilt nun Corona-Sondermittel an Hilfsorganisationen in der deutsch-tschechischen Grenzregion.

Der deutsch-tschechische Zukunftsfonds widmet sich seit 1997 der finanziellen Förderung deutsch-tschechischer Projekte, die zu einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Deutschen und Tschechen beitragen und die Menschen beider Länder zusammenführen.

Durch die Folgen der Coronakrise stellt er nun Soforthilfe in Höhe von rund 90 000 Euro (ca. 2 430 800 Tschechische Kronen) für 22 Organisationen bereit, die sich im deutsch-tschechischen Grenzgebiet durch medizinische und soziale Dienste für besonders von der Pandemie bedrohte Menschen einsetzen. Unter den bezuschussten Organisationen befinden sich Nachbarschaftshilfen, Lebensmittelbanken und Freiwilligenzentren sowie Caritas-Verbände, Diakonie-Stationen, Hospize und Rote-Kreuz-Organisationen

Geförderte tschechische Projekte

Auf tschechischer Seite ist eines der größten Projekte, das vom Zukunftsfonds mit 9300 Euro (ca. 250 700 Kronen) gefördert wird, die Caritas in Schluckenau (Šluknov). Eva Habel, gebürtige Bayerin, die seit vielen Jahren in Schluckenau wohnt und die lokale Caritas aufgebaut hat, gibt zu bedenken, dass sie, um in den derzeitigen Notbedingungen ihre Arbeit fortsetzen zu können, in zusätzliche Schutzmaßnahmen investieren mussten. „Durch die Corona-Krise sind hier viele Menschen in akute Not geraten, wir versorgen derzeit über 100 Familien mit Lebensmittel, einige auch mit Miet-oder Hausaufgabenhilfen“, so Habel.

Das Freiwilligenzentrum in Aussig wird vom Zukunftsfond mit 3700 Euro (ca. 100 000 Kronen) gefördert - Foto: Dobrovolnické centrum Ústí nad LabemEin weiteres bezuschusstes Projekt ist das Freiwilligenzentrum (Dobrovolnické centrum) in Aussig (Ústí nad Labem). Das Zentrum wird vom Zukunftsfond mit 3700 Euro (ca. 100 000 Kronen) gefördert. Anna Käsche, deutsche Projektkoordinatorin in Aussig, erklärt, dass sie dank der finanziellen Unterstützung in Zeiten der Krise weiter funktionieren und das tun können, wofür sie Profis sind: Bedürftigen Menschen professionell geschulte Ehrenamtliche vermitteln. Normalerweise arbeitet das Freiwilligenzentrum in verschiedenen, teils internationalen Sozialprojekten und vermittelt Mentoring-Beziehungen. Da das während einer Ausgangsbeschränkung und geschlossener Grenze schwierig weiterzuführen ist, haben sie ihren Fokus auf besonders von der Coronakrise betroffene Menschen verlagert. So haben sie mit 59 anderen Organisationen kooperiert und insgesamt 312 Ehrenamtliche eingebunden, die beispielsweise Senioren beim Lebensmitteleinkauf oder Apothekenbesuch unterstützen. „Der Zukunftsfonds hat uns dabei geholfen, mobil zu bleiben. Die Förderung wurde für Benzinkosten der Ehrenamtlichen eingesetzt. Dank der Unterstützung konnten wir sowohl die Helfer und Helferinnen, als auch die Bedürftigen mit Masken, Handschuhen und Desinfektionsmittel ausrüsten. Um noch mehr Menschen zu erreichen, wurde unser Flyer graphisch aufgearbeitet. Für besonders bedürftige Familien konnten wir dank der Mittel des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds auch Lebensmittelpakete zusammenstellen“, fasst Anna Käsche zusammen.

Geförderte deutsche Projekte

Auf deutscher Seite unterstützt der Zukunftsfonds beispielsweise die Organisation Oberstübchen e.V. im niederbayerischen Regen. Eigentlich handelt es sich dabei um einen lokalen Kunst-und Kulturverein, der eine Plattform und Bühne für die kulturell-kreative Entwicklung bietet. Aufgrund der Pandemie hat er sich spontan in einen Tafel-Ersatz verwandelt, der sich Foodexchange nennt. „Wir haben uns bereits vor Corona oft darüber Gedanken gemacht, wie man verhindern kann, dass so viele Lebensmittel weggeworfen wurden“, berichtet Emil Spiewok, einer der Initiatoren. „Durch die Pandemie hat unsere Idee noch einmal neuen Schwung bekommen“, so Spiewok weiterhin. Foodexchange gibt, anders als klassische Tafeln, nicht nur Essen an Menschen in prekären Verhältnissen, sondern an jegliche Interessenten. Sie haben es sich vordergründig zur Aufgabe gemacht, das Wegwerfen von Lebensmitteln zu verhindern, die optisch nicht mehr einwandfrei, aber dennoch gut verzehrbar sind. Eine weitere geförderte Initiative ist Roma Respekt von der Stiftung Weiterdenken/Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen in Dresden. Das Projekt versorgt obdachlose Roma in Sachsen und Sachsen-Anhalt mit Hygieneartikeln sowie Arznei- und Lebensmitteln. Außerdem setzen sie sich mittels (außer-)schulischer Jungendarbeit und dem Radio „RomaRespekt“ gegen Antiromaismus, dem Rassismus gegenüber Roma, ein.

Die Geschäftsführer des Zukunftsfonds Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek freuen sich, dass es ihnen durch die Sonderförderung gelungen ist, aktive Menschen im Grenzgebiet zu unterstützen, die sich um Mitbürger in Not kümmern: „Hoffentlich trägt unser Schritt auch dazu bei, dass die Kontakte und die Zusammenarbeit zwischen den Menschen auf beiden Seiten der Grenze schnell wieder aufgenommen werden und sich ohne Einschränkung weiterentwickeln, wenn die Grenzen endlich wieder geöffnet sind.“

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