Wer ist die deutsche Minderheit in Tschechien und wo trifft sie sich? Es folgt mit Eger (Cheb) der zweite Teil unserer Serie, in der wir Ihnen die Begegnungszentren der deutschen Minderheit vorstellen.

Im Westen der Tschechischen Republik in der Karlsbader Region (Karlovarský kraj), nicht weit entfernt von Oberfranken auf der anderen Seite der Grenze, liegt die Stadt Eger. Als gesellschaftliches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Westböhmens ist sie der Mittelpunkt des Egerlandes (Chebsko). Ein bedeutender Sohn der Stadt ist der Baumeister der Würzburger Residenz, Balthasar Neumann. Nach ihm ist auch das Egerer Begegnungszentrum benannt: das „Balthasar-Neumann-Haus“, das als Treffpunkt und Kulturzentrum der deutschen Minderheit im Egerland dient. Fast 25 Jahre hatte das BGZ am Franziskanerplatz sein Domizil, nachdem die Verträge ausgelaufen waren, befindet es sich seit 2016 zentral am Marktplatz von Eger. Ebenfalls seit 2016 ist Ernst Franke Leiter des BGZ. „Im Jahr 2016 habe ich den Verband auf Facebook entdeckt. Dann bin ich zu einer Sitzung am Franziskanerplatz eingeladen worden. Der Verband und das BGZ hatten keine Leitung. Alles ging drunter und drüber. So musste schnell eine Lösung gefunden werden. Bei einer Versammlung wurde ein neuer Vorstand gewählt und ein neuer Leiter für das BGZ bestimmt. Und das war dann ich“, erzählt Franke, der 1953 in Liebenstein (Libá) im Bezirk Eger geboren wurde.Das BGZ befindet sich direkt am Marktplatz von Eger. Foto: Manuel Rommel

Das BGZ befindet sich direkt am Marktplatz von Eger. Foto: Manuel Rommel

Hochhaltung der Egerländer Traditionen

Träger des BGZ ist die Balthasar-Neumann-Gesellschaft. Ziel der Gesellschaft ist die Entfaltung und Vertiefung freundschaftlicher Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland. Außerdem will sie bei der Überwindung geschichtlich entstandener Rechtlosigkeit und Unrecht helfen und dadurch Voraussetzungen für ein gutes Zusammenleben von Tschechen und Deutschen schaffen. Angeboten werden im BGZ unter anderem Bildungs- und Volksmusikseminare, Ausstellungen, Vorträge und Sprachkurse. Großen Wert legt das BGZ und der „Bund der Deutschen – Landschaft Egerland“, der sich regelmäßig im BGZ trifft, auf den Erhalt und die Pflege der Egerländer Traditionen. Dazu gehören die Egerländer Trachten, die die Vereinsmitglieder bei vielen Veranstaltungen präsentieren, und auch die Egerländer Mundart. „Die Egerländer Mundart ist wichtig und sollte nicht aussterben. Deswegen versuchen wir, diese bei uns aufrechtzuerhalten. Dazu gibt es auch einige Projekte, bei denen Gedichte vorgetragen oder Lieder gesungen werden“, erklärt Franke.

Ein großer Erfolg für den Bund der Deutschen – Landschaft Egerland, der sich regelmäßig im BGZ trifft, war vor etwa einem halben Jahr die Gründung einer neuen Ortsgruppe inklusive Tanzgruppe in Neusattl (Nové Sedlo“). Die neue Ortsgruppe hat 15 Mitglieder, darunter viele junge Leute und einige Paare – manche der tschechischsprachigen Partner haben sogar damit begonnen, die Egerländer Mundart zu lernen.

Mühlen im Egerland

Die Ausstellung "Mühlen im Egerland" lockte viele Besucher ins BGZ. Bald soll ein zweiter Teil der Ausstellung eröffnet werden. Foto: Manuel Rommel

Die Ausstellung „Mühlen im Egerland“ lockte viele Besucher ins BGZ. Bald soll ein zweiter Teil der Ausstellung eröffnet werden. Foto: Manuel Rommel

Dass das BGZ heute einen so zentralen Platz in der Stadt hat und für die Egerer Bevölkerung sichtbar geworden ist, ist vor allem der Verdienst von Alois Rott, Vorsitzender des Bunds der Deutschen – Landschaft Egerland. „Ich war froh, als ich 2016 einen neuen Raum für das BGZ gefunden hatte. Denn anfangs wussten die Leute in Eger gar nicht, dass hier eine deutsche Minderheit existiert. Mittlerweile kennen uns die Leute und die Minderheit gibt ein ganz anderes, besseres äußeres Bild ab“, freut sich Rott. Dass immer wieder Menschen den Weg ins BGZ finden, auch von außerhalb der deutschen Minderheit, liegt zu einem großen Teil daran, dass dort regelmäßig Ausstellungen stattfinden, zuletzt eine Ausstellung über die „Mühlen im Egerland“, die mit zahlreichen Bildern aus Privatarchiven zusammengetragen wurde. Nicht selten lockt die Ausstellung besondere Gäste an, kürzlich besuchte der tschechische Kulturminister a.D. Daniel Hermann das BGZ und die Ausstellung. Die Ausstellung über die Mühlen im Egerland, die im Juli zu Ende ging, soll bald mit einem zweiten Teil, der gerade vorbereitet wird, fortgesetzt werden.


Begegnungen. Die deutsche Minderheit in Tschechien. Foto: LV/LENeugierig geworden? Mehr über das BGZ und die deutsche Minderheit in Eger erfahren Sie in der Broschüre „Begegnungen. Die deutsche Minderheit in Tschechien“, erhältlich in den BGZ oder auf Anfrage als elektronische Ausgabe unter redaktion@landesecho.cz

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