Schmidts Kater Lojzl - Illustration: Jiří Bernard

Čauky mňauky, allerseits! Mein Butler, der Herr Schmidt, hat sich schon wieder etwas ausgedacht, um mein gewohntes Leben völlig durcheinander zu bringen. Das ist etwas, was ich nicht wirklich mag.

Der Herr Schmidt kam also dieser Tage mit hochrotem Kopf, heftig schwitzend, schwer ächzend und unter Zuhilfenahme seiner Freundin Anni in meine Wohnung. Die beiden Zweibeiner bugsierten höchst mühsam einen riesengroßen Karton durch meinen engen Flur ins Wohnzimmer, schmissen sich in ihre Sessel und unterdrückten nur schwer ihr Verlangen, erst einmal einen Schnaps zu trinken. Eigentlich waren sie sicher, sich diesen Schnaps verdient zu haben. Aber ein Blick auf die Uhr sagte ihnen, dass man zum zweiten Frühstück derartige geistige Getränke besser im Schrank stehen lässt. Dafür lobten sie sich wegen ihrer Geschicklichkeit, war es ihnen doch gelungen, das überdimensionale Teil aus dem Auto in den Fahrstuhl und von dort in die Wohnung zu wuchten, ohne dass es Schaden genommen hätte. 

Ich beschnüffelte derweil bei einem ausschweifenden Spaziergang um den an das Sofa gelehnten Karton selbigen. Meine Freude hielt sich in engen Grenzen. Dazu muss ich erklärend hinzufügen, dass ich in Sachen Karton kein typischer Kater bin. Während die meisten meiner Artgenossen sich bei der Ankunft eines solchen Behältnisses gar nicht wieder einkriegen und alles daransetzen, den Neuankömmling aus Pappe sofort für sich zu vereinnahmen, lässt mich so ein Teil kalt. Wie ich es auch nicht als höchstes Glück empfinden kann, in eine Papiertüte zu hüpfen, egal ob von Ikea, Kaufland, Tesco oder Billa. 

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Nachdem sich mein Butler und seine Freundin ausreichend verbal auf die Schulter geklopft hatten, räumte der Herr Schmidt sorgsam meinen Fernsehapparat vom Fernsehtischchen ab. Da begann ich zu frohlocken. Der Fernsehapparat ist ein Gerät, das ich zu meinem Wohlbefinden nicht brauche. Er fesselt nämlich häufig genug über Stunden die volle Aufmerksamkeit meiner Zweibeiner, die dann weder Zeit noch Bock haben, sich mir zu widmen, dem Wertvollsten, was sie haben. Mir bringt ein solcher Apparat nichts. Auch nicht die zwei Kanäle, auf denen Bilder aus einem Aquarium mit herumsausenden Fischen oder von einem knisternden Feuer in einem Kamin zu sehen sind. Ich habe das bei mehreren vorsichtigen Annäherungen an den Kasten untersucht. Und dabei merkte ich schnell, dass die Fische und das Feuer gar nicht „in echt“ existieren. Das Glas an dem Fernsehapparat wird vom Kamin überhaupt nicht kuschelwarm, wie wir Katzen es mögen. Und die Scheibe riecht auf dem anderen Kanal auch gar nicht nach leckerem Fisch.

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Ich habe mir gleich gedacht, dass da etwas nicht stimmen kann. Der Fernseher ist so dünn, dass dort wirklich nur ganz platte Plattfische drin schwimmen könnten, und das auch nur auf der Seite. Für dickes Kaminholz ist da schon gar kein Platz. Alles nur Fake-News! Pfui Spinne!

Als der blöde, weil unnütze Fernsehapparat endlich weg war, war ich irgendwie stolz auf meinen Butler. Er hatte wohl nun auch begriffen, dass man so ein Ding, was einem nur etwas vorgaukelt, das aber im wahren Leben weder nach Fisch noch nach verkohltem Holz riecht, nicht braucht. Mein Herr Schmidt, so sagte ich mir in stiller Freude, ist lernfähig.

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Doch mein Stolz war nur von kurzer Dauer. Er endete in dem Augenblick, als mein gemeinhin auf das Öffnen von Dosen spezialisierte Butler den Riesenkarton öffnete und unter Aufbietung aller Kräfte und Vorsicht einen neuen Fernsehapparat ans Licht der Welt zerrte. Drei Mal so groß wie unser bisheriger Kasten, mit einer Bildschirmdiagonale von 57 Zoll. Ich dachte, mich streift ein Bus. Nachdem der Herr Schmidt dem Ding einen Fuß verpasst hatte, wuchtete er es vorsichtig auf das Fernsehtischchen. Dann fummelte er vergleichsweise winzige Batterien in die neue Fernbedienung und programmierte den neuen Quatschkasten. 

Die Bilder sind jetzt UHD-scharf, vor allem aber einen gewaltigen Tick größer als früher. Bei den Nachrichtensprechern kann ich jetzt locker die bei der letzten Rasur vergessenen Nasenhaare einzeln zählen. Die Fische haben auch kräftig zugelegt, der Kamin bullert mit viel mehr Kraft. Aber riechen tun die Wasserpatscher immer noch nicht. Und warm wird es am Kaminbildschirm auch nicht. Ich gucke diese Programme jetzt einfach nicht mehr. Ein bisschen habe ich auch Angst, dass mein ganzes Wohnzimmer unter Wasser stehen könnte, wenn das Aquarium versehentlich mal auslaufen sollte. Ich gucke jetzt nur noch Fußball. Das Bild ist so scharf, dass ich neulich bei einem Spiel unter den Zuschauern in der 14. Reihe einen unserer Gartennachbarn erkannt habe. Drauflegen kann ich mich auf den neuen Fernseher leider nicht. Der ist noch dünner als der alte. Ich sag ja, unnützes Möbelstück. Čauky mňauky!

?? Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt ??

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