Die Teilnehmer des Bildungsseminars. Foto: Landesversammlung

Wie jedes Jahr, so organisierte die Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik (LV) auch 2021 für Vertreter der deutschen Verbände und Vereine ein Bildungsseminar, das am vergangenen Wochenende in Reichenberg (Liberec) stattfand. Die Themen waren die Antragstellung für Projekte im nächsten Jahr sowie die Lausitzer Sorben.

 

Nach der Begrüßung durch den Präsidenten der LV, Martin Herbert Dzingel, trug am Freitagabend Waltraud Illner, Vorsitzende der Kreisgruppe Stuttgart der Sudetendeutschen Landsmannschaft Baden-Württemberg, ein Grußwort vor. Als Ehrengast konnte man Helga Löffler, langjährige Landesgeschäftsführerin der Sudetendeutschen Landsmannschaft Baden-Württemberg, unter den Teilnehmern begrüßen. Nach dem Fotopflichttermin startete schon der erste Vortrag.

Präsident Martin Dzingel machte die Teilnehmer des Seminars mit Besonderheiten bei den Anträgen auf Förderung durch das Bundesministerium des Innern, Bau und Heimat im kommenden Jahr vertraut. Über die Antragsformulare wurde sehr lebendig diskutiert. Nach der Arbeit folgte eine Überraschung: Im Garten des BGZ in Reichenberg warf Fleischer Andreas Wagner aus dem sächsischen Mittelherwigsdorf seinen Grill an.

Samstagmorgen war dem Museumsbesuch gewidmet: Die Sonderausstellung „Liberec kontra Reichenberg“ zeigt die Entwicklung der Region von kleinen Dörfern bis zur Großstadt. Das wohl interessanteste Exponat war ein „Pianola“, eine Selbstspielapparatur für Klaviere. Sehr viele dieser technischen Wunderwerke sind bis heute funktionsfähig.

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Die Sonderausstellung „Liberec kontra Reichenberg“. Foto: Richard Šulko

Lausitzer Sorben

Frau Jana Vančatová, stellv. Vorsitzende vom Verein „Societas Amicum Liberec (SAL)“ stellte die Lausitzer Sorben vor. Diesem Verein wohnen nämlich Lausitzer Sorben bei. Es gibt zwei geografische Gebiete, in denen die Elbeslawen leben: die Oberlausitz und Unterlausitz. Die Unterlausitzer sind meistens Protestanten und damit ist die Assimilierung in der deutschen Bevölkerung stärker ausgeprägt. Oberlausitzer sind strenge Katholiken. Damit für diese Region nicht nur Priester zur Verfügung stehen, wurde in Prag das sogenannte Lausitzer Seminar gegründet. In diesem Gebäude ist heute das sächsische Verbindungsbüro untergebracht.

Trachten der Lausitzer Sorben

Nach 1918 gab es Bestrebungen, die Lausitz an den entstehenden tschechoslowakischen Staat anzuschließen, was aber nicht gelang. Dasselbe wiederholte sich nach 1945. Wie Jana Vančatová sagte: „Damals äußerte sich aber Präsident Edvard Beneš: ‚Das waren sowieso Kollaborateure!‘“ Wenigstens entstand in Nordböhmen ein sorbisches Schulwesen: in Böhmisch Leipa, Warnsdorf und Reichenberg. Sehr interessant war die Information, dass die Lausitzer Sorben ihre Trachten immer gleich haben. Es gibt vier lebendige Trachtengebiete und eine Trachtenleihstelle. Nach dem Vortrag führte Ondřej Ulihrach die Teilnehmer des Seminars durch die Sonderausstellung im Reichenberger Museum.

Kunigunde von Staufen

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Die Teilnehmer vor dem Zisterzienserinnenkloster Marienthal an der Neiße. Foto: Richard Šulko

Nach dem Mittagessen fuhren die Teilnehmer in die Oberlausitz in ein ganz besonderes Kloster: das Zisterzienserinnenkloster Marienthal an der Neiße. Gegründet wurde es 1234 von der böhmischen Königin Kunigunde von Staufen, unterstützt durch ihren Ehemann, den böhmischen König Wenzel I. Nach der sehr informativen Führung folgte eine kleine Kaffeepause, wo uns Helmut Brzezan aus der Sicht eines Pfarrers seine Erfahrungen mit dem Sorbischen beschrieb. Sehr interessant war die Tatsache, dass es sogar Kirchentexte in Sorbisch gibt und damit die Gottesdienste in dieser Minderheitensprache möglich sind. Am Sonntag folgte noch die Evaluierung und der Austausch der Teilnehmer und dann ging es wieder nach Hause, wo man sich schon langsam auf die Antragstellung einstellte. Einige tapfere „Bergsteiger“ haben noch den Jeschken erstiegen.

Das Seminar wurde unterstützt durch die Sudetendeutsche Landsmannschaft Baden-Württemberg.

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