Unsere Kulturtipps dieser Woche stehen ganz im Zeichen der Moderne: in der Kunst und im Theater. Das Zentrum für Gegenwartskunst DOX in Prag zeigt ab heute Draht- und Objektskulpturen der tschechischen Bildhauerin Veronika Psotková und am Wochenende eröffnet das Theaterfestival AKCENT, das aktuelle gesellschaftspolitische Fragen der Gegenwart thematisiert. Hinweisen möchten wir auch auf den Staatsfeiertag am kommenden Montag.

DOX stellt Rabitzskulpturen „drátěnky“ von Veronika Psotková aus

Die tschechische Bildhauerin Veronika Psotková widmet sich in ihrer Kunst originellen Rauminstallationen. Ihre Draht- und Objektfiguren, die sie aus Rabitz gestaltet und auf Tschechisch „drátěnky“ nennt, sind ab Freitag, den 25. Oktober, innerhalb der Ausstellung „Spolu“ (auf Deutsch „Zusammen“) im Zentrum für Gegenwartskunst DOX (Centrum pro současné umění DOX) in Prag 7 zu sehen.Objekt in der Ausstellung "Spolu" - Foto: DOX

Psotková fasst ihre Kunstobjekte als transparente Bildhauerskizzen auf. Sie ändern sich unter den jeweiligen Lichtbedingungen, so dass sie einen Gegensatz zu ihren realistischen Werken aus Kunststein, Akrylat oder Bronze darstellen. Ihre Gegenstände lässt die Bildhauerin häufig im Freien aufhängen. Die schwebenden Objekte passen sich dem bestimmten Raumkontext völlig an und eröffnen neue Sichtperspektiven. Psotková gelingt es, ihre Rabitzwerke zu Kunststücken umzuwandeln, indem sie die Charakteristik des ursprünglichen Baumaterials beibehält. Obwohl sie das Material rosten und dadurch degradieren lässt, behält der Stoff in dieser Umwandlung trotzdem seine Eigenständigkeit und Schmiegsamkeit.

Im DOX wird der Besucher Interieur-Installationen sehen, die für Psotková eher selten sind, ihr aber mehr Raum zum Experimentieren lassen. Seitdem sie 2007 ihre Drahtgegenstände gestaltet, beschäftigt sie sich mit autobiographischen Themen, wie Familie, Partnerschaft und zuletzt auch Mutterschaft.

Veronika Psotková absolvierte das Bildhaueratelier der I. Fakultät der Bildenden Künste an der Technischen Hochschule in Brno (Brünn). Ihre Arbeiten werden in Tschechien und im Ausland präsentiert. Sie lebt und arbeitet in Obora bei Louny.

Die Ausstellung „Spolu“ von Veronika Psotková ist im DOX bis 20. Januar 2020 zu sehen. Mehr auf der Webseite von DOX.

Theaterfestival AKCENT im Theater Archa

Am Samstag, den 26. Oktober, startet im Theater Archa in Prag (Divadlo Archa v Praze) das 9. Internationale Festival des dokumentarischen Theaters AKCENT. Die facettenreiche Schau der Szenographie wird bis zum 2. Dezember laufen und versteht sich als ein Beitrag zu grundlegenden gesellschaftspolitischen Fragen der Gegenwart.

„Innerhalb von zwei Wochen wird AKCENT Erlebnisinstallationen, interaktive szenische Performance sowie Installationen des Doku-Theaters anbieten, die lokale sowie globale Themen reflektieren“, heißt es im Festivalprogramm. Am Festival nehmen neben tschechischen Künstlern auch Performer aus der Slowakei, aus der Schweiz, aus Deutschland, Portugal, Belgien und Peking teil.Hotel Európa - Foto: Theater ARCHA

Das Festival wird am 26. Oktober durch das szenische Stück „Ščegetavček“ von vier Frauen aus unterschiedlichen Kulturen – bekannt als „Kadınlar“ – eröffnet. In einer witzigen Kombination aus Text, Video und Ton setzen Daisy Alexander, Millie Done, Çiğdem Erdöl und Varja Hrvatin eine interaktive Installation zusammen, die sich dem Phänomen Weiblichkeit aus der Perspektive der Angst, Rebellion, euphorischen Extase, Hysterie des Humors widmet.

Das tschechisch-portugiesische Ensemble Hotel Európa thematisiert mit seiner Doku-Inszenierung „Post-Colonial Loves“ die Liebe, die als Schauplatz von Politik und Utopie innerhalb einer postkolonialen Ära angesehen wird. Dabei fragen die Protagonisten André Amálio und Tereza Havlíčková z. B. danach, inwieweit die Gewaltgestalt des Kolonialismus Beziehungen einst und heute beeinflusst(e).

Zu einem der Festivalhöhepunkte wird sicherlich die bemerkenswerte Doku-Aufführung „Obyčejní lidé“ gehören (auf Deutsch „Alltagsmenschen“), die auf dem diesjährigen Theaterfestival in Avignon einen enormen Erfolg feierte. In der Darbietung des unabhängigen Living Dance Studio aus Peking und der Künstler um das Theater Archa werden parallel mit Musik, Tanz, Videoart und Lichtprojektion viele chinesische und tschechische Lebenswege nachgezeichnet, wobei sich die Theaterbühne während des Stückes stets verändert.

Die Erlebnisinstallation „Sametové simulace: Tribuny“ (auf Deutsch „Samtene Simulationen: Tribünen“), die sich aus Projektionen und Stimmungsatmosphären vom November 1989 zusammensetzt, wird das Ensemble VOSTO5 bieten. Die Zuschauer werden dabei das Revolutionsethos der Samtenen Revolution selbst nachempfinden können. Die Vorstellung steht am 26. und 27. November auf dem Programm. Sie wird außerdem auch von graphischen Workshops und der Werkstatt im Foyer des Theaters Archa begleitet.

Im Rahmen des Festivals findet am Samstag, den 30. November, auch ein Theaterausflug ins Theaterfestspielhaus Dresden-Hellerau statt. Die Festivalbesucher werden hier die Performance „Grandma. Posaunen aus Havanna“ des Schweizer Regisseurs Stefan Kaegi in der Darbietung von Rimini Protokoll erleben. In dieser Doku-Inszenierung wird anhand von Zeugnissen von vier Vertretern der kubanischen Enkelgeneration nach persönlichen Schicksälen sowie nach dem Leben im heutigen Kuba gefragt.

Mehr dazu auf der Webseite des Theaters Archa.

Einkaufsfreier MontagWenzelsplatz am 28. Oktober 1918 - Foto: Wikimedia Commons

Am Montag ist in Tschechien Staatsfeiertag. Das Land erinnert an die Gründung der Tschechoslowakei am 28. Oktober vor 101 Jahren. Darum haben auch viele Läden geschlossen. In dem sonst kundenfreundlichen Land müssen an sieben Feiertagen im Jahr große Märkte mit über 200 Quadratmeter Ladenfläche schließen. Das betrifft Supermärkte, Kaufhäuser und SB-Warenhäuser aber auch viele Einkaufszentren. Burgen und Schlösser und viele weitere touristische Ziele haben dagegen sogar extra geöffnet. Dazu gehören zum Beispiel die staatlichen Schlösser, die im Oktober nur noch an Wochenenden und Feiertagen offen haben. In vielen staatlichen Museen ist der Eintritt an diesem Tag sogar frei, wie z. B. in der Prager Nationalgalerie.


 

 

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