Der Literaturhistoriker und Journalist Jürgen Serke ist am 13. April im Alter von 85 Jahren verstorben. Foto: Karel Cudlín/ Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds
Der Literaturhistoriker und Journalist Jürgen Serke ist am 13. April im Alter von 85 Jahren verstorben. Foto: Karel Cudlín/ Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds

Kurz vor seinem 86. Geburtstag ist am vergangenen Samstag der vielfach ausgezeichnete Literaturhistoriker, Autor und Journalist Jürgen Serke verstorben. Für sein Werk „Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft“ hatte er 2002 den tschechischen Literaturpreis Magnesia Litera erhalten.

Über Serkes Tod informierte am Sonntag das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen, das Serkes Literatursammlung „Verbrannte Dichter“ beinhaltet und an Künstler erinnert, die in der NS-Diktatur und in der DDR verfolgt und deren Werke verboten worden waren. 

Jürgen Serke wurde 19. April 1938 in Landsberg an der Warthe, dem heutigen polnischen Gorzów Wielkopolski, geboren. Viele Jahre war Serke als Journalist für mehrere Medien tätig. „Im Mittelpunkt seiner journalistischen Arbeit stand der Widerstand der Schriftsteller gegen die beiden Totalitarismen des 20. Jahrhunderts“, so das Zentrum für verfolgte Künste. 

Auszeichnungen aus Deutschland und Tschechien

In Tschechien stieß sein Werk „Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft“ über weitgehend unbekannte deutschsprachige Autoren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf besonderes Interesse. Insgesamt 47 Biographien hatte Serke darin mühevoll recherchiert. Die tschechische Übersetzung des erstmals 1987 veröffentlichen Werks wurde 2001 zum Buch des Jahres. Im darauffolgenden Jahr erhielt Serke dafür den tschechischen Literaturpreis Magnesia Litera. Bereits 1992 erhielt Serke den Alexander-Zinn-Preis der Hansestadt Hamburg. 2011 erhielt Serke als erster Deutscher die Václav-Benda-Medaille für seine „bedeutende Rolle im Kampf für die Wiederherstellung von Freiheit und Demokratie der Tschechoslowakischen Republik“. Daneben wurde Serke 2012 mit dem Kunstpreis für deutsch-tschechische Verständigung geehrt, 2017 erhielt er vom tschechischen Kulturministerium den Preis Gratias agit.

Tomáš Kafka, der tschechische Botschafter in Deutschland, würdigte gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur ČTK Serkes Engagement für die deutsch-tschechischen Beziehungen. Serke sei ein großer Freund von Jiří Gruša, Václav Havel und allen Kämpfern für die Menschenrechte, nicht nur in Mitteleuropa, gewesen.

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